Volltext: Band 2 (Band 2 [1885])

TT /f! Geschichte der Stadt Linz. 
neuer Dekorationen n f. w. bestritten. Die Eintritts- und Abonuemeutspreise wurden im Ein¬ 
vernehmen des jeweiligen Theater-Unternehmers mit dem ständischen Kollegium bestimmt und festge¬ 
setzt; der Unternehmer hatte die Verpflichtung, eigene Logen für den jeweiligen Landeschef und den 
Polizeidirektor. dann Sperrsitze für die Ueberwachnngsbeamten — einem Polizeikommissär, einem 
Arzte, einem Wundärzte und einem Jnipektionsoffizier der k. k. Garnison freizuhalten. 
' Das Theatcrgebände umschließt außer der Schaubühne, den Räumen für die Zuseher und 
der Wohnung des Direktors noch den großen, zwei Stockwerke hohen Redvntensaal, einen Speise- 
(aal und mehrere Gemächer und Rebenlokalitäten, endlich im Erdgeschosse noch die Gastlvkalitäten 
des Kasino, bestehend aus 15 größeren und kleineren Gemächern. Küche, Keller, Holzlage und 
einer kleinen Gartenanlage im Hosraume. Alle diese Lokalitäten sammt dem Betriebsrechte der 
Gastwirthschast waren im August 1803 zur Verpachtung ansgebvten, zugleich aber dem Pächter 
nebst Erlag einer Kaution von 1500 fl. die gute, prompte und reinliche Bedienung der Gäste zur 
Pflicht gemacht und auch bestimmt worden, daß derselbe während der Dauer seines Pachte« kein 
anderes ähnliches Geschäft oder Gewerbe in der Stadt betreiben dürfe. 
In der Karnevalszeit des Jahres 1813 hatte der Theaterdirektor Joses Miröe sogenannte 
Kasinobälle in den Redontensälen veranstaltet, wozu nur Adelspersonen und Honoratioren der Stadt 
Zutritt hatten; wogegen aber die gleichzeitig eröffneten Maskenbälle im Rcdontensaale Jedermann 
gegen den bestimmten Eintrittspreis zugänglich waren; beide Arten von Tauzunterhaltungc» waren 
dann alljährlich erneuert worden. Die durch den Brand des Theatergebändes vom Jahre 1800 
unterbrochenen Theatervorstellungen und Bälle waren bis zur Wiederherstellung desselben in dem 
Saale deS Rauchfangkehrer Werner'schen Hauses in der oberen Pfarrgasse. soweit es der beschränkte 
Raum zugelassen, gehalten worden. ;i . 
Im Jahre 1843 war in dem weiten Hofranme hinter dem Theatergcbande ein großes feuer¬ 
sicheres Magazin zur Aufbewahrung von Theater-Geräthschafteu größeren Umfanges, ans Kosten des 
Landesfondes aufgeführt werden. , 
Die in den 1780ger Jahren gleichzeitig mit dem Theater von den Landstanden erbaute Reit¬ 
schule, bestehend ans einem sehr großen und hohen Saale mit einer Gallerie und einigen Neben- 
gkmächern war auch mit dem Thearergebäude zugleich von den durch den Brand von 1800 er¬ 
littenen Beschädigungen wieder hergestellt worden. Sie diente zum Unterrichte im Reiten, der von 
dem angestellten landschaftlichen Reilmeister (ständ. Bereiter) ertheilt ward, sowie zu Reitübnugen, 
auch zeitweilig als Cirkus fremder durchreisender Kunstreiter und Gymnastiker u. s. w. Fast während 
dieses ganzes Zeitraumes batte Herr Anton v. Waibl den Dienst eines ständischen Bereiters ver- 
sehen, der dann an seinen Sohn Wilhelm übergegangen war. Die Ueberwachung und Aufsicht der 
Gebäude des Theaters und der Reitschule war dem Landhansinspektor anvertraut. 
Als Pächter oder Unternehmer und Direktoren des Theaters erscheinen: Georg De »gler 
bis 1804, — Franz X. Gloeggl, Dom- und Stadtpfarr-Kapellmeister. bis 1813, — Josef 
Mftee bis 1817. — K. Ad. Schütz bis 1819, — Nikolaus Hölzel bis 1824, — Josef 
mellet bis 1833, — Eduard Nenfeld und Heinrich Börnstein in Gesellschaft, seit 1835 
Börnstein, seit 1840 Neufeld allein bis 1847, — dann Josef Stöckl. Unter der Leitung dieser 
kunstsinnigen und thätigen Männer hatte das Linzer Theater einen respektablen Ruf erworben. 
In den Jahren von 1815 — 1820 ungefähr hatte ein Herr Alois Seyringer, landständischer 
Beamter, in seiner Wohnung in der Mollgasse ein Marionetten-Theater mit fantasmagorischen Vor¬ 
stellungen unterhalten, welches, nur in der Winterszeit eröffnet, häufig besucht worden war. 
Seyringer hatte hiezu die Marionetten-Figuren mit dem großen Hannswurste des vormaligen Vöckl'schen, 
dann Gloeggl'schen Marionetten-Theaters an sich gebracht. 
Aehuliche Figurentheater wurden und werden noch jetzt zur Winterszeit, vom Advent bis 
Lichtmeß an mehreren Orten der Stadt von Privatpersonen, mit beweglichen hölzernen Figuren zur 
öffentlichen Schau gegeben, bei denen hauptsächlich die Geburt und Kindheit Jesu unseres Heilandes, 
daneben aber auch allerlei Possen dargestellt werden; diese sogenannten Krippenspiele werden meist 
nur von Personen aus den niederen Ständen, besonders aber von den Kindern besucht. 
Andere Belustigungen und Augenweiden wurden noch durch die Schaustellungen und Produk¬ 
tionen fremder durchreisender Kunstreiter, Seiltänzer, gymnastischer und mimischer Künstler, Gesangs- 
und Musikvirt,losen, Gemälde-Ausstellungen oder Panoramen, Thiersammlnngen oder Menagerien, 
und andere Sehenswürdigkeiten dem Linzer Publikum geboten. 
Zur angenehmen geistigen Unterhaltung durch Lesen der interessanteste» Erscheinungen der 
Literatur, durch Konversation. Billard- und Kartenspiel, für Personen ans den höheren Standen,
	        
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