Volltext: Das Weltkriegsende

Der schwarze Tag 
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endigen." Der General erwog auch zeitweise die Möglichkeit seines 
Rücktritts, ein Gedanke, der aber vom Feldmarschall v. Hindenburg 
abgelehnt wurde. 
Im Großen Hauptquartier zu Spa hatten die Nachrichten vom 
8. August tiefsten Eindruck gemacht. Der Kaiser war auf das Äußerste 
betroffen und entschloß sich, nachdem es gelungen war, eine ver¬ 
kürzte, feste Abwehrfront in der Linie Albert—Roye—Ribecourt zu 
schaffen, zu einer Rücksprache mit den Heerführern am 11. August 
in Avesnes. Dort erklärte Ludendorff, wir hätten eine schwere Nie¬ 
derlage erlitten; der kriegerische Geist lasse bei einem Teil der Divi¬ 
sionen zu wünschen übrig, und es sei vorgekommen, daß einer an¬ 
greifenden Division von Truppen, die aus vorderer Linie zurück¬ 
kamen, die Worte „Streikbrecher" und „Kriegsverlängerer" zugeru¬ 
fen wurden. Während der Kaiser betonte, daß der Truppe zuviel 
zugemutet würde, eine Ansicht, die auch der Kronprinz teilte, war 
Ludendorff der Meinung, das Versagen der 2. Armee am 8. August 
könne nicht mit einer Übermüdung unserer Divisionen entschuldigt 
werden. 
Schließlich traf der Kaiser die Entscheidung: „Ich sehe ein, wir 
müssen die Bilanz ziehen. Der Krieg muß beendet werden... Ich 
erwarte die Herren also in den nächsten Tagen in Spa." Major 
Niemann als Augenzeuge der Vorgänge berichtet Uber diese tragische 
Stunde: „Der Bann quälender Ungewißheit war gebrochen, das 
entscheidende Wort, das zu formulieren und auszusprechen die bei¬ 
den militärischen Träger des Siegeswillens sich gescheut hatten, war 
von kaiserlichen Lippen gefallen und unwidersprochen geblieben. Das 
Wort bedeutete einen Entschluß, der eine völlige Umstellung bedingte, 
der sich nicht allein militärisch auswirken mußte, sondern tief hinein¬ 
griff in alle Phasen des politischen Lebens, ja unseres gesamten na¬ 
tionalen Daseins." (Kaiser und Revolution, S. 45.) 
Die Besprechungen in Spa am 13. und 14. August 1918. 
„Ich sehe ein, wir müssen die Bilanz ziehen. Der Krieg muß 
beendet werden", das waren die Worte des Kaisers am 11. August 
1918 in Avesnes gewesen. Alles kam nunmehr darauf an, daß die¬ 
ser Erfolg auch erreicht wurde. 
Wie General Ludendorff damals über die Lage dachte, erhellt 
zunächst aus einem Gespräch, das er in der Nacht vom 12. auf den 
13. August mit Oberst v. Haeften geführt hat. Mit rückhaltloser 
Offenheit enthüllte er ihm den Ernst der militärischen Lage. Als 
Haeften am 13. August gegen 9 Uhr vormittags dem General in 
einer anderen Sache einen Vortrag hielt, erschien Hindenburg, der 
mit Ludendorff darüber beriet, was er dem Reichskanzler und dem
	        
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