Volltext: Das Weltkriegsende

100 Die rein militärische oberste Kriegsleitung 
und Maas der seit Herbst 1914 von den deutschen Truppen behaup¬ 
tete Michelbogen bei St. Mihiel anr 12. September geräumt und 
auf die Michelstellung zurückgegangen. Den Angriff führte der ame¬ 
rikanische General Pershing mit 12 amerikanischen und 4 französi¬ 
schen Divisionen aus und bereitete den deutschen Truppen eine ernste 
Niederlage, wobei er 15 000 Gefangene machte und 100 Geschütze 
erbeutete. 
Die erwähnte Niederschrift vom 15. September, die für die Hee¬ 
resgruppen und höchsten Kommandostellen bestimmt war und im 
übrigen streng geheimgehalten wurde, enthält folgende Sätze: „Der 
Feind wird zweifellos seine Angriffe in diesem Herbst noch fortsetzen. 
Der Zustrom amerikanischer Kräfte und die Massenverwendung von 
Tanks geben ihm Möglichkeit hierzu. Unsererseits wird der Kampf 
auch weiterhin nicht um Geländebesitz geführt werden, sondern nach 
dem Grundsatz, den Angreifer sich zermürben zu lassen, selbst aber 
die Kampfkraft unseres Heeres zu erhalten. — Die Stimmung in 
Frankreich und England hat sich seit dem Nachlassen des Druckes der 
deutschen Offensive gehoben und ist durch Aufbauschung der Front¬ 
erfolge gesteigert worden." 
Die deutsche Frontlinie verlief seit 5. September westlich Ar¬ 
mentieres, westlich Lens, westlich Douay über Moeuvres, Fricourt, 
östlich Peronne, westlich Chauny, östlich Coucy le Chateau, östlich 
Eoissons, über Laffaux-Gonde, westlich Vailly, nördlich Reims, so¬ 
dann in der Linie Argonnen, Maas und Mosel. 
Die O.H.L. dachte noch am 25. September keineswegs klein¬ 
mütig. Der von ihr befohlene Ausbau rückwärtiger Stellungen hatte 
Offiziere in maßgebenden Stellen dazu veranlaßt, sich öffentlich da¬ 
hin auszusprechen, das Ausweichen in diese Stellungen sei für die 
nächste Zeit geplant. Hindenburg ersuchte am 25. September die 
Heeresgruppen und Armeeoberkommandos, sie möchten bis zu den 
Divisionen hinunter mündlich bekanntgeben, daß diese Auffassung in 
keiner Weise zutreffe; sie schwäche den Willen, den Entscheidungs¬ 
kampf in den jetzigen Stellungen durchzuführen. Wörtlich hieß es: 
„Zu meinem Bedauern habe ich den Eindruck, daß bei einigen höhe¬ 
ren Stäben nicht die ruhige Beurteilung der Gesamtlage herrscht. 
Die Unzufriedenheit in der Heimat, die derzeitige starke Anspannung 
unsres Heeres, die Schwierigkeiten in der Ersatzbeschaffung und die 
Erschöpfung unserer Bundesgenossen wiegen schwer. Alle Nachrich¬ 
ten aus England, Frankreich und Italien sprechen aber auch von 
gleicher Anspannung der dortigen Volkskräfte. Wie dem auch sei, je 
ernster die Lage, desto mehr ist es die Pflicht des Offizierkorps, in¬ 
sonderheit der höheren Kommandobehörden, alles zu tun, um die 
moralische und materielle Widerstandskraft unseres Heeres zu wah-
	        
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