Volltext: Die Nahrungsmittelwirtschaft großer Städte im Kriege [Heft 7/8]

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große der Stadt hat. Je großer die Bevölkerungszahl ist, 
um so höher sind im allgemeinen die Ansprüche, die an die 
Verwaltung gestellt werden. Nicht allein daß größere Mengen 
zu beschaffen und zu bewegen und an ein größeres Viel 
von Menschen zu verteilen sind, es muß auch eine umfang 
reiche Vorratswirtschaft getrieben werden, da anderenfalls schon 
die kleinste Stockung in der regelmäßigen Zufuhr genügen 
würde, um den Zusammenbruch herbeizuführen. Die Einsicht 
in die Notwendigkeit einer Vorratshaltung ist vom ersten Mobil 
machungstage an bei den meisten großen'Städteverwaltungen 
lebendig gewesen und hat sich im weiteren Kriegsverlauf ver 
stärkt. Mit rühmenswerter Bereitwilligkeit haben die Gemeinde 
kollegien zu diesem Zwecke große Kredite bewilligt. Erfahrungen 
über eine zweckmäßige Aufbewahrungs- und Konservierungs 
methode sind gesammelt und zu einer Wissenschaft geworden. 
Heute ist der Wunsch, Ware zu bekommen, weit stärker als die 
Sorge, die ihre Aufbewahrung macht. Selbst für so empfindliche 
Gegenstände wie Kartoffeln, Gemüse und Obst fehlt es jetzt nicht 
mehr an Vorbereitungen sachgemäßer Lagerung oder an Einrich 
tungen für ihre Verarbeitung zu Dauerwaren. 
Die kleineren Städte werden von solchen Sorgen naturgemäß 
sehr viel weniger belastet. Die Beschaffung wichtiger, besonders 
der leicht verderblichen Lebensmittel, kann meistens aus der un 
mittelbaren Umgegend in genügendem oder nahezu ausreichen 
dem Maße und regelmäßig ohne den Zwang größerer Vorrats 
wirtschaft erfolgen. Die Verteilung bedarf einer sehr viel weniger 
umständlichen Behandlung. Die bei den großen Gemeinden un 
umgänglich nötige Kontrolle zur Vermeidung unrechtmäßiger Zu 
wendungen rationierter Lebensmittel wird bei den kleineren Ge 
meinden zum guten Teil ersetzt durch die gegenseitige Selbst 
kontrolle der Bürger. 
«Zweitens wird bedeutungsvoll sein die Lage der Stadt 
zu ihrem Versorgungsgebiet. Befindet sich eine Stadt in einem 
reichen landwirtschaftlichen Erzeugungsgebiet, ohne daß eine 
zweite größere Stadt sich in näherem Umkreise befindet, so genießt 
auch noch heute in der Zeit der öffentlichen Bewirtschaftung der 
wichtigsten Lebensmittel die Nahrungswirtschaft der betreffen 
den Stadt große Vorteile. Uralte Marktbeziehungen sichern die 
Zufuhr von Gemüse und Obst auf den Wochenmarkt, auf dessen 
Belieferung die Landleute angewiesen sind. Bezeichnend dafür 
ist, daß es z. B. in Hannover möglich war, bei zu hohen Preis- 
forderungen der Landleute auf den Wochenmarkt dadurch preis-
	        
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