Volltext: Das Schützenwesen in Ried i. I.

I. Das Schiitzenwesen. 
<£$ konnte eine Zeit lang scheinen, als sollte das 
Schützenwesen, das das Mittelalter so kraftvoll und mit 
solchem Glanz ausgebildet hatte, dem Untergange geweiht 
sein; es konnte scheinen, als sei der Boden ausgedorrt, auf 
dem es blühen konnte, als ob die Schützengesellschaften, wie 
es in einem bayrischen Reskript vom Jahre \783 hieß, eine 
„heutigen Tags nicht mehr anwendbare, mithin unnütze 
Ueb- und Beschäftigung" trieben. Und in der Tat, wie jede 
menschliche Einrichtung zusammenbricht, wenn sie sinnlos 
geworden ist, so wäre wohl auch trotz aller Romantik, trotz 
des erinnerungsvollen Glanzes, der um die Schützenfahnen 
gewoben war, die alte Schützenherrlichkeit entschwunden, 
hätten nicht neue Ideen und neues Streben der alten 
Form neuen Inhalt gegeben. In der Zeit der Macht und 
Selbstherrlichkeit der mittelalterlichen deutschen Städte war 
das Schützentum emporgeblüht, vielleicht gerade gefördert 
durch den im Wettstreit der Städte untereinander sich äußern¬ 
den eifersüchtigen Stolz; neu belebt wurde es, als das Sehnen 
der Zeit auf eine Ueberwindung aller Absonderung, aller 
Eigenbrödelei gerichtet war, gerichtet auf eine Einigung 
aller, die in deutscher Zunge sprachen, auf die Wiedererrich¬ 
tung eines starken deutschen Reichs. Dieses neue Bewußtsein 
völkischer Zusammengehörigkeit, dieses neue Bestreben, alle 
Unterschiede zu überbrücken, vermochte es, den Schützen¬ 
gesellschaften einen neuen Sinn zu geben. So ist der 
Aufruf, der an die deutschen Schützen erging, „getragen 
von der Idee, daß ein enges Aneinanderschließen der Deutschen 
nach jeder Richtung not tut, und beseelt von dem Gedanken, 
daß insbesondere die Bildung deutscher Schützenvereine . . . 
angestrebt werden muß, von der Ueberzeugung durchdrungen, 
daß die Einigung gefördert wird durch nationale Feste ..." 
Die Begeisterung war in der Tat stark genug, bei dem ersten 
deutschen Schützenfeste in Gotha, das in demselben Jahre 
stattfand, die Gründung des Deutschen Schützenbundes durch- 
Heimatkunde
	        
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