Volltext: Das Schützenwesen in Ried i. I.

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zusetzen. Etwas anders verlief die Sache in Oesterreich, 
doch will ich das an anderer Stelle erzähle». Jedenfalls 
wurde auch hier versucht, dem alten Brauche einen neuen 
Sinn zu geben. Was aber war der alte Sinn? 
Wir müssen weit zurückgreifen, wollen wir die Anfänge 
des Schützenwesens feststellen: in die Zeit der Entstehung 
der deutschen Städte. Freilich, die fabulierende Sage führt 
die Erzählung noch weiter zurück, gar bis ins alte Testament. 
So erzählt der Augsburger pritschenmeister Flexel, die beiden 
ältesten Schützen — sie führten noch den Bogen — seien die 
zwei Edelleute (Ij Lamech und Esau gewesen. Dann sei die 
Armbrust erfunden worden und die Griechen unter der 
Führung des priamus (I) hätten mit ihr Troja verteidigt, 
als es von den Türken und Heiden belagert wurde. Nach 
langer Zeit hätte dann ein Mönch, der Archomey (= Alchimie) 
studierte, das Pulver erfunden und wieder andere hätten aus 
Eifersucht gegen ihn die Zielbüchse aufgebracht. — Aöstlich, 
wie der Mann mit der Geschichte nmspringtl Aber auch 
der gewissenhaftere Forscher tappt nur zu oft im Dunkeln, 
wenn er die Anfänge der Schützengesellschaften klarlegen will. 
So viel steht fest, daß in einer Zeit, die stehende Heere nicht 
kannte, die aber die Bürger der neugegründeten Städte zwang, 
ihre Däuser und Werkstätten und Airchen mit Mauern und 
Türmen zu umgeben, weil von allen Seiten Feinde drohten, 
fremde Völker bald, wie Slaven und Ungarn, benachbarte 
Ritter bald, denen die aufblühenden Städte nicht gefallen 
mochten, daß in einer solchen Zeit die Bürger auch darauf 
gerichtet sein mußten, auf die Mauer zu eilen und mit der Waffe 
in der Hand den feindlichen Ansturm abzuschlagen. Darüber 
hinaus mußteno^auch bereit sein, den Fürsten, dem sie ihre 
wertvollen Freiheiten verdankten, im Uampfe gegen seine 
Gegner zu unterstützen, wie sie ein andermal wieder bereit 
sein mußten, diese Freiheiten mit den Waffen zu verteidigen 
gegen Herren, die sie ihnen lieber genommen hätten. Aus 
der jedem Bürger obliegenden Pflicht also, an solchen kriege¬ 
rischen Aufgaben mitzuwirken, erklärt sich die Notwendigkeit, 
sich in den Waffen auch auszubilden. Und welche Waffe 
hätte wohl die Uebung eher verlangt als die Armbrust und
	        
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