Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

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Flüsse und Bäche im obernberger Burgfrieden sind: 
L Der In '), lateinisch Oenus, entspringt am südlichen Ab¬ 
hange des Septimer im schweizer Canton Graubünden, dein so¬ 
genannten Ober-Engadin, in einer Meereshöhe von 6000—7000 
Fuss, fliesst durch den kleinen Lunginer-See in’s Malojer-Thal 
und fällt bei Sils in die Silser-See. Durch Gebirgswässer ver¬ 
stärkt, strömt er in nordöstlicher Richtung durch das engadiner 
Thal und tritt nach einem 12 Meilen langen Laufe in Tirol ein. 
Nachdem er das Wasser von mehr als 66 Gletschern aufgenom¬ 
men und bei Hall schiffbar geworden, verlässt er Tirol unter 
Kufstein und wälzt seine hellgrünen Fluten in die Ebenen 
Baieins und scheidet dieses von der Mündung der Salzach an 
von Oesterreich. Nach einem Laufe von 62 Meilen, von denen 
41 floss- und schiffbar sind, stürzt der In bei Passau in die 
Donau. Lange ringen seine hellgrünen Fluten noch mit den 
dunkelgrünen der Donau, dass sie noch eine Meile Weges von 
ihrem Zusammenflüsse an ans einander zu erkennen sind. 
Bei Insbruck sinkt das Gefälle des In auf 1700 Fuss, bei 
Passau bereits auf 932 Fuss ober dem Meere. Bei seiner Mün¬ 
dung trägt der In eine Ladung von 800 bis 900 Centn er, ist 
nahezu 700 Fuss breit, während die Donau nur 600 Fuss, er 
ist desshalb der Hauptstrom des ganzen Donaugebietes. Schon 
zur Zeit der Römer, welche die Wichtigkeit dieses Stromes 
nicht verkannten, schied der In zwei Provinzen:. Norikum und 
Vindclicien. Dass der In schon damals als Handelsstrasse von 
grosser Wichtigkeit war und im Mittelalter besonders die Ver¬ 
frachtung von halleiner Salz lebhaft betrieben wurde, haben wir 
bereits angeführt. Die Bedeutung des In als Wasserstrasse 
insbesonders für Obernberg werden wir in dem Abschnitte 
hervorheben, in welchem von der Nauflezerinnung die Rede 
sein wird. 
Der In führte einst Perlen, Gold und Silber in seinen 
Wellen. Noch im zwölften Jahrhunderte gab es in der Um¬ 
gebung eine nicht unbedeutende Zal von Familien, welche sich 
mit Goldwäschen ihren Unterhalt verdienten. Erzbischof Konrad 
von Salzburg wies 1135 und 1140 mehrere Zinsleute des Hoch¬ 
stiftes zwischen dem Ilönhart, Hausruck und In, sowie auch 
') Heber die Schreibweise In vgl. I. S. 3.
	        
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