Volltext: Deutschland und Ostasien [14]

den rein deutschen Siedlungen, etwa Mißtrauen und Gering¬ 
schätzung für das kostspielig aufgepäppelte Kind des Neichsmarine- 
amts geherrscht haben mochte, da schwanden sie und machten ehr¬ 
licher Anerkennung und begeisterter Aufnahme Platz. Tsingtau, 
unser Platz an der Sonne, ward ein wirkliches Sonnenkind des 
Deutschtums in Ostasien. Da kam der große Weltkrieg, und 
unsere Gegner hofften uns ins Lerz zu treffen, hofften die Quelle 
unserer frisch sprudelnden Ostasien-Energien zu unterdrücken, indem 
sie den Angriff gerade gegen Tsingtau richteten. Englischer Krämer¬ 
geist und englische Kleinlichkeit hetzten das Iapanertum gegen die 
schwachen deutschen Bastionen, weil England zu feige war, sich 
selbst die Zähne an deutscher Widerstandskraft ausbeißen zu wollen. 
Die Rechnung der Gegner war grundfalsch, das Schicksal 
Tsingtaus ist nicht das Schicksal des Deutschtums in Ostasien, der 
deutsche Geist ist nicht an bestimmte Orte und Festungen gebannt, 
man konnte in Tsingtau die deutschen Interessen in Ostasien emp- 
sindlich treffen und schädigen, aber man konnte sie nicht aus der 
Geschichte austilgen. And man konnte das gewaltige Ansehen 
des Deutschtums bei den Chinesen, dem Volke mit dem Begriff 
von Ritterlichkeit und Anstand, nicht besser stärken und ins An¬ 
gemessene steigern, als indem man dem schwachen Ääuflein todes¬ 
mutiger Verteidiger Gelegenheit gab, sich gegen das Waffenbündnis 
von Engländern und Japanern mit deutschem Leldengeiste zu ver¬ 
teidigen. Das beschossene und zu Tode gehetzte Tsingtau wurde 
eine noch um vieles stärker leuchtende Fackel und Verkünderin des 
deutschen Geistes, als es das friedliche Tsingtau je sein konnte. 
IV. Englands Politik in Ostasien und ihre Folgen 
Zn äußerst knappen Amriffen ist die wirtschaftliche und poli¬ 
tische Lage Japans und Chinas hier geschildert worden, und es 
ist gezeigt worden, daß die Politik Deutschlands im fernen Osten, 
die seinen eigenen Wirtschaftsinteressen entsprach, zugleich auch 
eine Politik sein mußte, die nur das Beste für die in Betracht 
kommenden Länder wollte: den Frieden und die allgemeine Ent¬ 
wicklung des Wirtschaftslebens und der Kultur. Es gab nur 
einen Kampf in Ostasien für Deutschland, und das war der wirt¬ 
schaftliche Wettbewerb, in dem es allerdings auf strengste Jnne- 
haltung der Gleichberechtigung aller Bewerber dringen mußte. 
24
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.