den rein deutschen Siedlungen, etwa Mißtrauen und Gering¬ schätzung für das kostspielig aufgepäppelte Kind des Neichsmarine- amts geherrscht haben mochte, da schwanden sie und machten ehr¬ licher Anerkennung und begeisterter Aufnahme Platz. Tsingtau, unser Platz an der Sonne, ward ein wirkliches Sonnenkind des Deutschtums in Ostasien. Da kam der große Weltkrieg, und unsere Gegner hofften uns ins Lerz zu treffen, hofften die Quelle unserer frisch sprudelnden Ostasien-Energien zu unterdrücken, indem sie den Angriff gerade gegen Tsingtau richteten. Englischer Krämer¬ geist und englische Kleinlichkeit hetzten das Iapanertum gegen die schwachen deutschen Bastionen, weil England zu feige war, sich selbst die Zähne an deutscher Widerstandskraft ausbeißen zu wollen. Die Rechnung der Gegner war grundfalsch, das Schicksal Tsingtaus ist nicht das Schicksal des Deutschtums in Ostasien, der deutsche Geist ist nicht an bestimmte Orte und Festungen gebannt, man konnte in Tsingtau die deutschen Interessen in Ostasien emp- sindlich treffen und schädigen, aber man konnte sie nicht aus der Geschichte austilgen. And man konnte das gewaltige Ansehen des Deutschtums bei den Chinesen, dem Volke mit dem Begriff von Ritterlichkeit und Anstand, nicht besser stärken und ins An¬ gemessene steigern, als indem man dem schwachen Ääuflein todes¬ mutiger Verteidiger Gelegenheit gab, sich gegen das Waffenbündnis von Engländern und Japanern mit deutschem Leldengeiste zu ver¬ teidigen. Das beschossene und zu Tode gehetzte Tsingtau wurde eine noch um vieles stärker leuchtende Fackel und Verkünderin des deutschen Geistes, als es das friedliche Tsingtau je sein konnte. IV. Englands Politik in Ostasien und ihre Folgen Zn äußerst knappen Amriffen ist die wirtschaftliche und poli¬ tische Lage Japans und Chinas hier geschildert worden, und es ist gezeigt worden, daß die Politik Deutschlands im fernen Osten, die seinen eigenen Wirtschaftsinteressen entsprach, zugleich auch eine Politik sein mußte, die nur das Beste für die in Betracht kommenden Länder wollte: den Frieden und die allgemeine Ent¬ wicklung des Wirtschaftslebens und der Kultur. Es gab nur einen Kampf in Ostasien für Deutschland, und das war der wirt¬ schaftliche Wettbewerb, in dem es allerdings auf strengste Jnne- haltung der Gleichberechtigung aller Bewerber dringen mußte. 24