Volltext: Schweden und der Weltkrieg [77]

Lage Schwedens bei Kriegsausbruch und 
während des Krieges können nur bei voller Kenntnis 
bestimmenden Züge der Geschichte Schwedens verstanden werden. 
Die Voraussetzungen sür die gegenwärtige Lage ruhen in der 
Vergangenheit. Zwei Wurzeln sollen bloßgelegt werden: das 
Verhältnis Schwedens zu Frankreich und Deutschland in ver¬ 
gangenen Zeiten, das im wesentlichen von kultureller Be¬ 
deutung ist, und das Verhältnis Schwedens zu Rußland, das 
überwiegend politisch betont ist. 
Mit Frankreich trat Schweden als christliches Kulturland 
zuerst in Verbindung. Doch errang das Verhältnis der schwe¬ 
dischen Kirche zur Pariser Aniversität keine nennenswerte kulturelle 
Bedeutung für das schwedische Volk; die Aniversität in Paris 
war vom nationalen Standpunkte recht indifferent, nicht weniger 
die schwedische Jugend, die sich dort für den Dienst der Kirche 
vorbereitete. 
Weit wichtiger war die breitere, volkstümliche Verbindung 
mit Deutschland. Sie wurde in erster Linie von den Hansestädten 
und ihren Kaufleuten vermittelt. Die Bürgerschaft der empor¬ 
blühenden schwedischen Städte war zum großen Teil deutschen 
Arsprungs; deutsches Kriegsvolk und deutscher Adel gelangten 
zusammen mit den ausländischen Fürsten in das Land. Durch die 
Fürsten trat Schweden auch politisch mit Deutschland in Ver¬ 
bindung. Endlich zogen die deutschen Aniversitäten immer mehr die 
schwedische Zugend von der Pariser Aniversität ab: in Deutsch¬ 
land fühlten die Schweden sich selbstverständlich heimischer als 
in dem entfernteren Paris unter den ihnen weniger verwandten 
Franzosen. Dieser deutsche Kultureinfluß war von sehr großer 
Bedeutung. Die Sprache zeigt am besten, wie tiefgehend er ge¬ 
wesen ist. In den Städten und unter den vornehmen Leuten 
wurde allgemein Deutsch gesprochen; deutsche und plattdeutsche 
Worte und Redewendungen fingen an, in die Sprache einzudringen 
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