Volltext: Unserer lieben Frauen Opferung

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2. Unsrer lieben Frauen Stadt. 
Schnüren oder Kettchen trug.. Die „Geheimnisse" in unserer Form waren 
damals noch nicht üblich. Alle 60 oder 150 Ave wurden eben zu Ehren aller 
Geheimnisse zugleich oder eines einzigen, das der Prediger in seiner voraus 
gegangenen Rede besonders hervorhob, gebetet oder ■ in einem dringenden 
Anliegen auf eine besondere Meinung verrichtet. 
Neben der Andacht zur jungfräulichen Gottesmutter versäumte man nicht die 
Verehrung des sakramentalen Heilands. Wohl keine andere Bruderschaft hat am Aus 
gange des Mittelalters eine solche Verbreitung besessen, wie die „Corpus Christi 4! - 
oder „Fronleichnams-Bruderschaft." Der Jubel des eben neu eingeführten, 
von Clemens V. (1306—14) für die ganze Welt verkündigten hl. Fronleichnams 
festes, das von seinem Nachfolger Johann XXII. (1316—34) mit einer 
theophorischen Prozession ausgestattet wurde, fand dankbaren Widerhall in 
frommen Herzen. Von nun an sollte jeder Donnerstag ein Gedenktag dieses 
frohen Jubelfestes sein. Und so sehen wir auch in unserer Kirche einen „Corpus 
Christi"-Altar erstehen, an ihm wird stiftungsgemäß seit 1375 täglich eine 
hl. Messe gelesen, am Donnerstag jedoch wird sie feierlich begangen. Nach 
demselben zieht nach dem Geläute der Glocken die fromme Schar in Prozession 
um die Kirche, das hochwürdige Gut unter Absingung frommer Lieder andächtig 
begleitend. Die Feierlichkeit findet ihr Ende durch eine fromme Anrufung des 
unter der Brotsgestalt verborgenen Heilands. So hat es der päpstliche Legat 
durch Deutschland und Böhmen, Nikolaus von Eusa 1451, gutgeheißen und so 
finden wir diese Andacht in der Marienkirche noch bezeugt im Jahre 1496. 
(Registr. litt, et mss. Conv. Budovic. 8. 0. Praed. ad a. 1496.) Die 
Stiftungen dieser frommen Bruderschaft sind in der Marienkirche zumteil heute 
noch erhalten und es werden auf die Meinung der frommen Stifter, deren 
Leiber längst zum Staube der Erde wiedergekehrt sind, bislang noch hl. Messen 
gelesen. Eine weitere Andacht finden wir seit 1381 am jeweiligen 4. Monats 
sonntag vor. Es ist die der Bruderschaft von der „Himmelaufnahme Mariens" 
anders auch: „Mariä Entschlafung" (Dormitionis B. M. V.) genannt. Ueber 
deren Bräuche jedoch konnten wir in den noch zur Verfügung stehenden Quellen 
näheres nicht erfahren. 
Summieren wir nun die in großen Umrissen gegebenen Beobachtungen 
über die damaligen sozialen und religiösen Zustände in der königl. Stadt 
Budweis, so können wir mit dem Lobe nicht zurückhalten: „Wahrlich, es war 
schön, hier zu sein." 
3. Unsrer lieben Frauen Einkehr. 
Neben dem gottseligen Eifer des frommen Predigerbruders und dem 
gesegneten Fleiße des strebsamen, tiefgläubigen Budweiser Bürgers war der 
Feind des Guten nicht müßig geblieben. Auch in diesen Weizenacker Gottes
	        
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