Volltext: Indien im Weltkriege [63]

/Etine politische Flugschrift über Indien, in deutscher Sprache 
von einem Deutschen und für das deutsche Volk geschrieben, 
ist etwas Neues. Es gibt zwar bei uns eine Anzahl von Büchern 
über Indien, guten Büchern, die von Indologen, Naturforschern, 
Missionaren, Jägern und Reisenden verfaßt sind, und in diesen 
Büchern werden gelegentlich auch die politischen Verhältnisse des 
Landes berührt, wird insbesondere die traurige wirtschaftliche Lage 
der Indier erwähnt und die britische Herrschaft mehr oder weniger 
scharf kritisiert, hier und da auch entschuldigt. Aber alle diese 
Beobachtungen und Kritiken sind nicht politischer Natur und 
wollen es auch gar nicht sein. Denn keiner der Verfasser setzte 
bei seinen deutschen Lesern ein aktives politisches Interesse an 
Indien voraus, konnte es auch nicht voraussetzen. 
Denn ein politisches Interesse am britischen 
Kaiserreich Indien hat es bis zum Ausbruch des 
Weltkrieges in Deutschland nicht gegeben. Von Staats¬ 
männern, einigen am indischen Export und Import beteiligten 
Industriellen und Kaufleuten sowie einzelnen Kennern des Landes 
abgesehen, hatte das deutsche Volk Britisch-Indien bisher nicht 
in den Kreis seiner politischen Erwägungen aufgenommen, und wenn 
auch die Zeitungen in den letzten Jahren häufiger Notizen über 
die „Gärung in Indien" brachten, so war das öffentliche Inter¬ 
esse an diesen Nachrichten doch nur als ein Ausfluß der gegen 
England gerichteten kritischen Stimmung zu bewerten, reichte aber 
nie und nirgends aus, um das Verhältnis Deutschlands 
zu Indien zum Gegenstände öffentlicher Diskussion zu machen. 
In Japan, das der beste Abnehmer indischer Baumwolle ist, gibt 
es längst eine „Indisch-japanische Gesellschaft", deren Zweck ist, 
die wirtschaftlichen Beziehungen Japans zu Indien durch die An¬ 
knüpfung persönlicher und völkisch-kultureller Beziehungen fester 
zu verankern und natürlich auch etwaigen zukünftigen politischen 
Beziehungen den Boden zu bereiten. Bei uns in Deutschland 
aber scheint bis jetzt niemand an dergleichen gedacht zu haben. 
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