Volltext: Linzer Hessen

Die von der Kompagnie Oberleutnant kern rückeroberte Kote 2007 
Wunder. Die Italiener merken nichts und um 12 Ut>r ist 
Dberleutnant Schariher mit den Leuten an Drt und Stelle — 
aber hungrig. 
Der Mond ist Sott sei Dank nur selten sichtbar und die 
Italiener streuen deshalb aus gut Stück den ganzen Baum ab. 
Die zerschossenen Leitungen in den Drüben werden immer 
wieder von den pflichtgetreuen Telephonisten hergestellt. 
Und so wird es langsam 2 Uhr Z0 Minuten früh — die 
fiktion beginnt. 
Vie flktion „flnna" 
Der versuchte Durchbruch am 11. Juni war vereitelt wor¬ 
den. Die ungünstige taktische Lage der eingesehten Dierzehner, 
hauptsächlich aber die ja noch immer drohende Wegnahme des 
Srenzkammes, machte die Wiedergewinnung der Kote 2071 
unerläßlich. 
Oberstleutnant flurel Bäszel, der Kommandant des fjolb- 
regiments sl. und Z. Baun) im flsticotale, das ebenfalls heran¬ 
marschierte, wurde vom 11. flrmeekommando mit dieser 
schwierigen flufgabe betraut. 
Die Unternehmung, für den IS. Juni bestimmt, erhielt den 
eingangs erwähnten Decknamen. Beigestellt wurden von 
meinem Baon die S. Kompagnie sBrigadereserve), die 14. Kom¬ 
pagnie vom 4. Baon, die Sturmkompagnie des Infanterie¬ 
regiments 17, die Sturmzüge 2/14, 3/59 und eine Kompagnie 
vom flrmeesturmbaon aus Levico,- mächtiges flrtillerie- und 
Winenwerferfeuer war zugesagt. 
Selten ist etwas unter ungünstigeren Dorbedingungen be¬ 
gonnen worden. Oberstleutnant Bäszel, telegraphisch her¬ 
befohlen, mußte im schwersten flrtilleriefeuer, ohne Kenntnis 
des Seländes und der ihm ad hoc unterstellten fremden 
Unterkommandanten und Truppen den flngriff leiten und 
konnte mit den aus allen Windrichtungen mitwirkenden Bat¬ 
terien nicht Fühlung nehmen. 
Ls gelang, die Kote 2071 zu erobern, 2? Maschinengewehre, 
mehrere Seschühe und eine Menge Italiener zu erbeuten 
und gefangenzunehmen. 
Der Derlauf dieses mit großer Schneid durchgeführten 
flngriffes war folgender: 
Um 2 Uhr Z0 Minuten früh rauscht das erste ZO.S-Zenti- 
meter-Seschoß über uns und fällt wie ein felsblock herunter. 
Die Leute nennen diesen alles zerstörenden Biesenzuckerhut 
den „Lustomnibus". 
Nun trommeln 12 eigene Batterien fünf Minuten — ein 
gewaltiges Orchester —, nach ihnen beginnt, in der gleichen 
Dauer, unsere Minenwerservorbereitung: das ist schade. Das 
Minenfeucr ist zerstreut und macht, gegenüber der mächtigen 
flrtillerie, einen schwächlichen Lindruck. 
flber auch die feinde haben eine hohe feuerbereitschaft. 
Last von Sekunde zu Sekunde neue Batterien einsehend, be¬ 
arbeiten sie vorerst die ganze florta-Lepozze-front. 
Mit Brauen wird festgestellt, daß das feindliche secier 
langsam die Überlegenheit gewinnt. Still wünschen wir unserer 
braven S. Kompagnie und der „flnna" Soldatenglück. 
Die für uns so wichtige Höhe wird genommen und durch 
eine Stunde gehalten, doch der Erfolg kann nicht behauptet 
werden. 
Das Unternehmen muß auf eine bereitgestellte italienische 
fiktion gestoßen sein — also ein Bemäntle. 
Den Stürmenden gehen Patronen und sjandgranaten aus, 
die feindliche flrtillerie hat unsere an Stärke weit überflügelt, 
der scheint wieder einmal die Dotation ausgegangen zu sein 
— gerade im wichtigsten flngriffsabschnitt. Ls ist ganz un¬ 
glaublich, was für Biesenmengen von Munition ein Trommel¬ 
feuer verschlingt. Der Nachschub konnte da nicht gleichen 
Schritt halten. Man vergleiche die Lntsernungen zwischen dem 
Lndpunkte der Dollbahn Laldonazzo, der Kopfstation der 
Seilbahn unter Sallina, mit dem Schauplahe der Ereignisse 
und den Standorten der Batterien. Line oberflächliche Bech- 
nung belehrt schon» daß die einzige Straße, die zugewiesenen 
wenigen flutokolonnen, den ungeheuren Bedarf während der 
Schlacht nicht zu decken vermochten und Munitionsmangel 
eintreten mußte. 
Die wütenden italienischen Degenstöße sind nicht mehr ab¬ 
zuwehren. Die 5. Kompagnie räumt die eroberte Kote, weil 
alle anderen Teile zurückgehen, darunter der bis zur Der- 
nichtung kämpfende Sturmzug des eigenen Baons fkom- 
mondant Leutnant i. d. Bes. fließet). 
Schwere, blutige Opfer hat der flngriff gekostet — die 
Toten und Derwundeten bleiben in Leindeshand — ein Bruch¬ 
teil der schrittweise weichenden wird abgeschnitten und ge¬ 
fangen. Don der großen Beute kann nur das wenigste ge¬ 
borgen werden. 
Die Trümmer gehen auf die Stellung der S. und 14. Kom¬ 
pagnie zurück und Kämpfen dort weiter — jal die Italiner, 
gut geführt, gehen uns sehr energisch an. — Die Sache wird 
kritisch. 
Der flktion „flnna", bei der die Leutnants i. d. Bef. 
wrann, Warnecke, fließet, Lähnrich i. d. Bes. Sschwantner 
und der Linjährig-Lreiwillige-Zugssührer Titular-Leldwebel 
Böhm ganz außerordentlich kühn und tapfer kämpften, ist 
kein Erfolg beschieden gewesen. 
Trohdem wurde sie für die Ereignisse bedeutungsvoll. Der 
Stoß traf die Italiener entweder mitten ln der Dorbereitung 
zu einem gewaltigen Durchbruche, oder er veranlaßte sie swle 
wir sehen werden), um den Erfolg auszunühen, zum vor¬ 
schnellen Losschlagen, zu vereinzelten flngriffen, die, alle ab¬ 
gewiesen, den feind schließlich zu einer Kampfpause zwangen. 
Uns gönnte dieselbe ein fltemschöpfen und ermöglichte dadurch 
die Wiedereroberung der Kote 2071 am 25. Juni. 
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