Volltext: Der Kampf um die Dardanellen [39]

sie meinen, ist etwas anderes. Das ist das Balkanhaupt 
Konstantinopel. So wenig alles, was sonst auf dem Balkan, 
höchstens noch von der albanischen Küste abgesehen, wegen 
deren Italien ja aber schon volle Sicherheit für die Wahrung 
seiner damit verknüpften Interessen erhalten und diese auch 
schon auszumünzen begonnen hat, irgendwie geschehen mag, 
politisch oder volkswirtschaftlich Italiens Wohlfahrt ernstlich in 
Frage stellen kann, so sehr ist jedes an Konstantinopel rührende 
Geschehnis dafür, wie es aus Pisas, Genuas, Venedigs Ge¬ 
schichte nur zu gut weiß, von allerwichtigster Bedeutung. Das 
gewaltig aufstrebende Leben des Apenninenlandes 
hängt an der Levante. Will es zu weiterer kräftiger Ent¬ 
wicklung emporsteigen, ja will es sich nur vor einem Verdorren, 
wie es einst den beiden mächtigen Dogenstädten durch Unter¬ 
bindung ihres Levanteverkehrs widerfahren ist, bewahren, so muß 
es unter allen Umständen dafür eintreten, daß ihm ein solches 
Schicksal nicht zum zweiten Male bereitet wird. Geschähe das, 
so würde, wie jetzt Venedig vermodert, dann ganz Italien ver¬ 
sumpfen. Die Levante aber wäre, wenn Konstantinopel in 
Rußlands Lände fiele, in kurzer Zeit für Italien das verschlossene 
Paradies. Wer nämlich am Goldenen Lorn Lerr ist, ist auch 
Lerr Vorderasiens. Das lehrt die Geschichte seit Arzeit. And 
Rußland Lerr an den Küsten von Skutari bis Jaffa, das heißt 
gemäß seiner allbekannten Gepflogenheit: Errichtung einer so 
hohen Zollmauer, daß keine fremde nationalökonomische Kon¬ 
kurrenz hinüberkommen kann. Rußland in Konstantinopel 
ist also gleichbedeutend mit Aufhebung des italieni¬ 
schen Levanteverkehrs, d. h. auch gleichbedeutend mit Ver¬ 
nichtung der italienischen Volkswirtschaft. So sieht die Zu¬ 
kunft aus, die Italien droht, wenn es Rußland, wenn es den 
Dreiverband Konstantinopel nehmen läßt. Nie und nimmer 
darf es das, mit den Länden im Schoße, tun. Die Aussicht 
dessen, ja schon ihre bloße Möglichkeit müßte es gegen den 
Dreiverband mobil machen. Es kann auch kein Zweifel darüber 
aufkommen, daß sich die derzeitigen Leiter der italienischen 
Politik gerade über diese Frage im klaren sind. Salandra 
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