Volltext: Das Kraftwerk Partenstein

Da ein Absatz des Stromes in der Umgebung* in nennenswertem Umfange nicht 
zu erwarten ist, wird die ganze Krafterzeugung übertragen und wurde hiefür eine 
100 kV-Doppelleitung bis zur Hauptverteilstation Wegscheid bei Linz von 31 km 
Länge projektiert. 
Für die Trassierung dieser Leitungsstrecke, die 
durch vielfach unwegsames und unübersichtliches Gelände 
führt, wurde die größte Mühe aufgewendet. Auch wurde 
erstmalig hierfür eine Luftschiffer-Aufnahme verwertet, 
die ein guter Behelf für die richtige Wahl der Leitungs¬ 
führung war. Es war hierdurch insbesondere möglich, 
die Entfernung von wertvollen Öbstbaum-Pflanzungen 
und Walddurchschlägen auf das geringste Maß einzu¬ 
schränken. 
Die Leitungstrasse muß ein tief eingeschnittenes 
Tal überqueren, wodurch eine größte Spannweite von 
485 m auftritt. Ebenso muß die Donau überquert werden, 
wobei eine Spannweite von 320 m erreicht ist. In diesen 
großen Spannweiten werden Bronze-Seile von 95 und 
70 qmm Querschnitt und 70 kglqmm Bruchfestigkeit 
verwendet. 
Die Spannweiten für die Mastentfernungen wurden 
durchschnittlich mit 220 m festgelegt und von der ganzen 
Leitungslänge ein genaues Längenprofil aufgenommen, 
wodurch es möglich war, die zweckmäßigste und ökono¬ 
mischeste Mastaufteilung durchzuführen. Für die Masttype 
wurde das Tannenbaum-System, wie bei den Staatlich- 
Sächsischen Elektrizitätswerken, gewählt. 
Für diese Leitung war Bedingung, daß bei voller 
Übertragung der ganzen Leistung von 20.000 kW nur 
ein Spannungsabfall von 2.5% bei einem cos phi = 0.8 
auftritt. Dieser Spannungsabfall war deshalb so nieder 
gewählt, weil bei den Umspannern für 100 kV ein be¬ 
sonders hoher Spannungsabfall von etwa 6°/0 bei Vollast 
und cos phi = 0.8 zu gewärtigen ist. 
Der Rechnung gemäß genügt diesen Bedingungen eine Doppelleitung von je 
60 qmm Aluminium, ein Querschnitt, der sowohl aus Gründen der mechanischen 
Festigkeit für eine Leitung nach dem Weitspannsystem als auch wegen der bei 100 kV 
zu erwartenden Koronaverluste als reines Aluminiumseil nicht Verwendung finden 
konnte. Demzufolge wurde als Leitermaterial ein Stahlaluminiumseil von 35 qmm Stahl- 
und 60 qmm Aluminiumquerschnitt gewählt, das aus einer Stahlseele von 14 verzinkten 
Stahldrähten von 1.8 mm Durchmesser für eine Bruchfestigkeit von 120 kglqmm und einer 
Aluminiumhülle von 12 Drähten mit 2.5 mm Durchmesser besteht. Das Seil hat einen 
Außendurchmesser von rund 13 mm, der hinsichtlich der Koronaverluste genügend 
groß erscheint. Bemerkenswert bei der Konstruktion dieses Seiles ist, daß kein Seelen¬ 
draht angeordnet wird, weil dieser vorerst die höheren 
Beanspruchungen aufnehmen muß und daher leicht vor- 
zeitig gerissen wird. Das Stahlseil wird vor Aufbringung 
der Aluminiumhülle mit Teerasphalt getränkt, um das 
Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern. 
Zur Feststellung der zweckmäßigsten Konstruktion 
dieses Seiles sowohl als der Armaturen und zur Ermitt¬ 
lung der für die Montage und Berechnung erforderlichen 
Faktoren wurden besondere Versuchsfelder aufgestellt 
und eingehende Proben durchgeführt. Auch wird bei der 
Fabrikation alles Augenmerk auf die Verwertung der 
bisherigen Erfahrungen gelegt werden, um vollständige 
Betriebssicherheit der Leitung zu erhalten. 
Wenn auch sowohl durch die bereits vorgenommenen 
Versuche, als auch die von anderer Seite vorgenommenen 
Berechnungen und Erprobungen erwiesen erscheint, daß 
mit einer Lastübernahme des Stahlquerschnittes allein 
nicht zu rechnen ist, sondern bei gewissen Temperaturen, 
und zwar gerade bei denen die höchsten Beanspruchungen 
auftreten, mit dem Mittragen der Aluminiumhülle zu 
rechnen ist, weist der Stahlquerschnitt allein bei der 
gewählten Bruchfestigkeit eine Bruchlast von 4200 kg 
auf. Dieser entspricht auch, wenn der Aluminiummantel 
als nicht mittragend, sondern als zusätzliche Belastung in 
Rechnung gestellt wird, eine Zusatzlast bei normaler 
Spannweite pro lfm Seilkonstruktion von 6 kg. Für die 
Beanspruchung der Maste wurden im allgemeinen die 
einschlägigen Sicherheits -Vorschriften des W. E. V. an- 
Leitung Partenstein-Linz, Tragmast genommen. Da jedoch diese Leitung eine Nordwest- 
Südost-Richtung besitzt und eine große Strecke entlang 
dem Donautale auf dem Höhenrücken verläuft, weiters auch in der Niederung die 
Donau gerade in ihrem Westostlauf kreuzt, waren die beteiligten Stellen darin einig, 
daß es bei einer derart wichtigen Leitung mit Rücksicht auf die verschiedenen 
Störungen, die an Hauptleitungen durch abnormale Eislasten eingetreten sind, jeden¬ 
falls geboten erscheint, die Eck-, Abspann- und Kreuzungs-Maste nicht lediglich nach 
den Vorschriften des W. E. V., sondern für größere Belastungs-Annahmen zu dimen- 
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