Volltext: Englands Wirtschaftskrieg gegen Deutschland [36]

deutschem Besitz, und ganz Belgien ist ebenfalls von den Deutschen 
besetzt, die gesamte englische Ausfuhr nach Belgien und Nordfrank¬ 
reich sowie nach den übrigen besetzten Gebieten ist damit erledigt. 
Aber auch das übrige Frankreich, dessen Rentner jetzt ihre Zinszahlung 
aus russische Papiere aus französischen Taschen erhalten, ist nicht mehr 
in der Lage, große Warenabschlüsse mit England zu machen. Das 
gleiche gilt auch von Rußland. Die Ziffer der Verringerung des 
englischen Welthandels zeigt bereits mit Sicherheit, daß England 
sich auf abschüssiger Bahn befindet und daß seine Loffnung auf Er¬ 
ringung des Weltmarktes sich nach dieser Richtung nicht erfüllen 
wird. Andererseits spürt England, das uns aushungern wollte, 
die Preissteigerung aller Lebensmittel in seinem Innern, dazu 
steigen die Frachtraten, namentlich seit der Anterseebootsblockade, 
ins Angemessene, und schon erwägt man auch in^England die Fest¬ 
setzung von Höchstpreisen. Dazu tritt Rohstoffmangel in Zink, Indigo, 
Chemikalien und anderen Stoffen. Daher jetzt die maßlose Bruta¬ 
lität, mit der eine maßgebende englische Fachzeitschrift empfiehlt, daß 
die verbündeten Leere, sobald sie nach dem Rheinland borgedrungen 
sind, alle industriellen Anternehmungen Deutschlands derartig zer¬ 
stören sollten, daß an einen Wiederaufbau derselben überhaupt nicht 
gedacht werden könne. Ein Zeichen dafür, wie weit der wirtschaftliche 
Neid in England die Triebfeder dieses Weltkrieges ist! — und ein 
freundlicher Wunsch, dem zur Erfüllung nur das eine fehlt, daß die 
verbündeten Leere auf deutschem Boden ständen und nicht die 
Deutschen auf französischem! Die weiteren Loffnungen, Deutschland 
durch den Krieg selbst volkswirtschaftlich zu schaden, sind völlig zu¬ 
schanden geworden. Jeder von uns, der das stark pulsierende Leben 
in Deutschland seit Ausbruch des Krieges miterlebt hat, wird sich 
davon überzeugt haben. Die Arbeitslosigkeit ist dauernd zurück¬ 
gegangen. Manche große Bezirke, und zwar nicht nur die Werk¬ 
stätten von Krupp und die Werften in Wilhelmshaven, sondern 
auch Jndustriebezirke wie Chemnitz, die zunächst unter dem Krieg 
litten, arbeiten in angestrengtester Tätigkeit. Die Milliardenauf¬ 
träge der Militärlieferungen sind, wenn auch nicht immer in die 
richtigen Lände, so doch in ihrer Gesamtheit der deutschen Volks¬ 
wirtschaft zugute gekommen. 
Ansere gesamte Ausfuhr betrug 1913 etwas über 10 Milliarden 
Mark, schon heute aber sind 10 Milliarden Mark für den Krieg be¬ 
willigt, die in Aufträgen an die deutsche Industrie und die deutsche 
Landwirtschaft wieder zum Ausdruck kommen, so daß die Ausfälle 
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