Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Erster Band (I. / 1913)

Militärischer Rückblick auf die hauptsächlichsten Kämpfe. 
633 
□□ 
Westlich des Ortes, Mischen dem verbrannten 
Dorfe Aiwalü und Lüle Burgas, schließt die 
Division in sich auf, gedeckt durch die Widdiner 
Brigade. Es ist genau 5 Uhr nachmittags, als sich 
auch die Spitzen der bulgarischen 10. Division, Ge 
neralmajor Bradestilow.demBahnhofLüleBurgas 
nähern. Es ist ein Halbbataillon des 48. Re 
giments unter Hauptmann Wankow. Aach 
kurzem Feuergefecht mit der kleinen türkischen 
Bedeckung des Bahnhofs rennen die Bulgaren 
mit dem Bajonett an; der Bahnhof ist in ihrer 
Hand. Der verwundete Hauptmann Wankow 
überwacht die Verteilung der in den Pascha- 
kelten gefundenen Gaben des Himmels. Die 
Hauptkräfte der 10. Division lagern diese Rächt 
mit der 1. Brigade der Sardschalü (etwas süd 
westlich Lüle Burgas), mit der 2. Brigade an 
der Eisenbahnbrücke über den Karagatsch. 
Mittwoch, 30. Oktober. Am Morgen rückt 
die Widdiner Brigade zu ihrer Division zurück. 
Die 1. Division tritt an ihre Stelle. Aber erst 
gegen 12 Uhr kommt die erste Armee zum 
Kampfe. Ein Divisionsbefehl der 1. Division 
unterzeichnet von Generalmajor Toschew vom 
16./29. Rovember 1912 aus dem Dorfe Tscha- 
kül bei Tschataldfcha, gibt einige interessante 
Einzelh iten dieser Kämpfe. Der General be 
schreibt mit viel mehr Schwung, als sonst in 
amtlichen Schriftstücken zu finden ist, die Taten 
seiner Division vor einem Monat. Er nennt 
einige Ramen der Gefallenen und spricht der 
Division seinen Dank aus; er ist stolz, solche 
Truppen zu befehligen. Hier finden wir, das) 
um 3 Uhr nachmittags die Brücke gestürmt 
werden konnte, mit einem Verlust von 20 Offi 
zieren und 800 Mann; es sind dann die Häuser 
der Stadt gesäubert worden und es konnte noch 
ein Vorstoß auf die Höhen östlich der Stadt 
gemacht werden, der die Türken aus ihren 
Gräben warf. Die bulgarische Artillerie hatte 
westlich des Baches gute Stellungen gefunden 
und erleichterte die Aufgabe der Infanterie 
durch ihre Treffsicherheit. Mit Einbruch der 
Dunkelheit gingen die Truppen der Sofia 
division dicht an den Rand der Stadt zurück 
und richteten sich dort zur Verteidigung ein. 
Südöstlich von Lüle Burgas halten die Türken 
eine gute befestigte Anhöhe fest und bedrohen 
in der Rächt die rechte Flanke der Sofiadivision. 
Von der 10. Division scheinen nur Mei Bat 
terien eingegriffen zu haben, die um 3 Uhr 
nachmittags an der Station Lüle Burgas ab 
protzen und nach Rordosten feuern. Die In 
fanterie der 10. Division geht dicht an die 
Übergänge über den Karagatsch heran. 
Donnerstag, 31. Oktober. Für den linken 
Flügel und die Mitte war Mittwoch und die 
Rächt zum Donnerstag von entscheidender Be 
deutung; für den rechten Flügel der Bulgaren 
Baltankrieg. 
wurde Donnerstag der entscheidende Tag. Der 
am Mittwoch begonnene Angriff auf den türki 
schen linken Flügel wurde siegreich durchgeführt 
und dadurch die Mederlage der ganzen Armee 
Abdullah Paschas vollendet. Der erwähnte 
Divisionsbefehl der 1. Division sagt folgendes 
darüber: 
Am 31. begann der Angriff des Mbels 
wegen um io Uhr. Schon feit Tagesanbruch 
hatte unsere Artillerie ein heftiges Feuer auf 
den Feind gerichtet. Die Truppen nahmen die 
Richtung auf die Schützengräben östlich der 
Stadt, die während der Rächt von den Türken 
wieder besetzt worden waren. Die Druschine 
(Bataillon) des Oberstleutnants Gruptfchew 
vom 38. Regiment war beauftragt, die rechte 
Flanke des Feindes zu umfassen. Dies gelang 
vollkommen; das Bataillon gewann dabei 
Fühlung mit der 1. Widdiner Brigade, die nörd 
lich von uns vorging. Die Division hatte den 
Auftrag, die linke türkische Flanke zu umfassen; 
die Division ging schnell vor; dabei wurde die 
1. Brigade gegen die östlichen Höhen, die 2. 
gegen eine Hügelkette angesetzt. In kurzer Zeit 
war die türkische Artillerie zusammengeschossen 
und abgefahren, die Infanterie blieb in den 
Schützengräben, lebhaft mit unseren Schrapnells 
beschossen. Mit dem Herannahen unserer In 
fanterie ist der Tag entschieden; in regelloser 
Flucht strömen die Türken zurück. Um 12 Uhr 
ist die feindliche Stellung in unserer Hand; die 
Artillerie geht weiter vor und beschießt den 
fliehenden Feind in der Mchtung Südost. Der 
linke Flügel der Türken ist völlig geschlagen. 
Die Türken sind seit Mittag auf dem Rück 
züge. Ihre Reiterdivision wird nachmittags um 
2 Uhr bei Karischdiran, 18 Kilometer östlich 
von Lüle Burgas, auf dem Wege nach Tschorlu 
gesehen. Rach türkischen Erzählungen hätten die 
Reiter auf bulgarische Infanterie in der Rähe 
von Lüle Burgas eingehauen, bulgarische Be 
richte erwähnten nichts davon; an einem größeren 
Kampf haben die türkischen Reiter jedenfalls 
nicht teilgenommen. 
So hatte auch die erste bulgarische Armee 
unter Generalleutnant Kutintschew ihre Aufgabe 
erfüllt. Sie war in starken Märschen rechtzeitig 
auf den rechten Flügel der bulgarischen Schlacht 
linie gelangt und hat hier unter namhaften 
Verlusten den türkischen Widerstand gebrochen, 
einige Stunden nur, nachdem der Ansturm des 
linken Flügels und der Mitte den Feind von 
dort zurückgetrieben hatte. 
Der Erfolg. 
Ein militärischer Beobachter hat richtig ge 
sagt, daß es sich in dieser Schlacht für die 
Bulgaren darum handelte, zu siegen, für die 
so
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.