Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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Photothek,' Berlin. 
Sonntno in einer Weise aus, die ihm im Notfall das Um 
fallen nach der einen oder anderen Seite ermöglichen sollte. 
In schroffer Form lehnte der russische Minister des Äuße 
ren, Pokrowsky, den Vorschlag ab, und sein Kollege in 
London, Lloyd George, behandelte die Angelegenheit unter 
Berufung auf frühere Äußerungen Asquiths, die er zu den 
seinigen machte, in gleicher Art. Er benutzte wieder die 
alten Schlagworte: „vollständige Wiederherstellung", „völ 
lige Schadloshaltung" und „wirksame Garantien", und 
wollte seiner giftsprühenden und von Verleumdungen 
strotzenden Rede nach nicht eher ruhen, als bis der ge 
fürchtete „preußische Militarismus" vernichtet sei. So schien 
dem im Interesse der Menschheit unternommenen Schritt 
kein Erfolg beschieden zu sein. — 
Indessen nahmen die Kämpfe an allen Fronten ihren 
Fortgang. Auf dem westlichen Kriegschauplaß fanden in 
der Zeit vom 5. bis zum 18. Dezember im Gebiet der 
Somme Gefechte statt, die jedoch nicht mehr mit der 
Erbitterung geführt wurden, die früheren Zusammenstößen 
in diesem Abschnitt eigen war. Das schlechte Wetter, das 
sich eingestellt hatte, mag zur Verringerung der Kampftätig 
keit mit beigetragen haben, hauptsächlich aber waren dar 
an die riesigen Verluste 
schuld, die Engländer 
und Franzosen bei ihren 
Stürmen erlitten hatten. 
Sie betrugen seit dem 
1. Juli 1916 bei einenr 
Einsatz von 226 Divisio 
nen bis Ende November 
bei den Franzosen min 
destens 250000 Mann, 
bei den Engländern 
550000 Mann, insgesamt 
also mindestens 800000 
Mann. Sie übersteigen 
demnach weit die von 
unseren Feinden errech 
nete Zahl von 690 000 
Mann deutscher Somme 
verluste, die in Wirklich 
keit unter einer halben 
Million bleiben und wo 
bei zu bedenken ist, daß 
etwa 76 °/o aller Ver 
wundeten in Deutschland 
in verhältnismäßig kurzer 
Zeit kampffähig wieder 
zur Front abrücken. Fran 
zosen und Engländer 
waren gezwungen, die 
klaffenden Lücken neu zu 
füllen, und verstärkten 
gleichzeitig ihre Artillerie 
ganz beträchtlich. Auf den 
Straßen hinter der feindlichen Front herrschte daher lebhafter 
Verkehr; reihenweise rollten dort Fuhrwerke aller Art nach 
und von den Munitions- und Gerätesammelpunkten, von 
wo immer neue Vorräte herbeigeschafft wurden (siehe Bild 
Seite 50 unten). Mit Artillerie hofften die Gegner alles er 
reichen zu können, und deshalb waren sie unablässig bemüht, 
durch mitunter heftige Beschießungen aus schweren Ge 
schützen die deutschen Stellungen zu zerstören. Oft genug 
zeigte daneben der Feind an bestimmten Punkten auch wieder 
Neigung zu Sturmangriffen, so daß die deutschen Truppen 
häufig in ihren Unterkunstsräumen alarmiert wurden (siehe 
Bild Seite 50 oben). So näherten sich in der Nacht zum 9. De 
zember starke Abteilungen australischer Regimenter nach 
vielstündrgem starkem Artilleriefeuer den deutschen Linien 
bei dem Bollwerk Le Transloy. Im Nahkampf wurden 
sie Zurückgewiesen, wobei sie eine ganze Anzahl Gefangener 
einbüßten (siehe Bild auf dieser Seite). Am nächsten Tage 
kam es östlich von Eueudecourt zu ähnlichen Nachtkämpfen, 
in denen die Deutschen ebenfalls Sieger blieben. Dann 
folgten Tage, an denen das feindliche Eefchützfeuer ganz 
erheblich gesteigert wurde; Jnfanterieangriffe ereigneten 
sich jedoch nicht. — 
Starker Geschützkampf herrschte auch an der Front des 
Herzogs Albrecht von Württemberg während dieser Tage. 
Im P p e r n b o g e n waren die Deutschen öfters die 
Angreifer, und besonders am 15. Dezember stießen sie nach 
starker Vorbereitung durch Artillerie bei Zillebeke bis in die 
zweite englische Linie vor, aus der der Feind geflüchtet war. 
Nicht minder lebhaft ging es an der Maasfront zu. 
So brachen am 6. Dezember auf dem Westufer Abteilungen 
des Infanterieregiments Nr 15 südwestlich von Malancourt 
in die französischen Gräben ein und nahmen die Kuppe der 
Höhe 304 in Besitz (siehe Bild Seite 53). Dabei wurden 
5 Offiziere und 190 Mann gefangen. Am „Toten 
Mann" kämpften deutsche Truppenteile erfolgreich und 
brachten von einem Vorstoß in die feindlichen Linien 11 Ge 
fangene mit (siehe die Kunstbeilage). Diese Niederlage 
suchten die Franzosen unter Aufwendung vieler Opfer wett 
zumachen, doch waren ihre Bemühungen regelmäßig umsonst. 
Auf dem Ostufer der Maas entwickelten sich vom 12. De 
zember ab ebenfalls Kämpfe. Am 13. Dezember nach 
mittags nahm dort der Artilleriekampf bedeutend an Heftig 
keit zu, und abends setzten die Franzosen starke Infanterie- 
massen zu immer neuen Stürmen an. Diese scheiterten 
am Pfefferrücken schon im deutschen Abwehrfeuer, und auf 
dem Südabhang der Feste Hardaumont bei Douaumont 
konnten die Feinde im deutschen Zersiörungsfcuer ihre Ab- 
In Kämpfen nördlich der Somme gefangene Australier. 
sichten ebensowenig verwirklichen. Der Feind gab sein Vor 
haben aber noch nicht auf. Vom frühen Morgen des 15. De 
zembers trug er in jenem Gebiet wieder starke Angriffe 
vor, die nach Aberwindung hartnäckiger Gegenwehr in der 
Richtung auf Louvemont und Hardaumont Fortschritte 
machten. Es gelang den Franzosen, die Deutschen aus 
ihrer vordersten Stellung in eine zweite vorbereitete Linie 
Talourücken—HöhennördlichvonLouvemont—Chambrettes- 
Ferme — südlich von Bezonvaur, zurückzudrängen. Tags 
darauf fanden neue schwere Kämpfe statt, in deren Ver 
laufe sich die Franzosen in Bezonvaur und dem Wald 
westlich des Dorfes festsetzten. Nordwärts weitergeführte 
Stöße brachen jedoch zusammen. — 
Hier mögen auch die Unterkunftstätten Erwähnung finden, 
die von den schwarzen Truppen der Franzosen in diesem 
Abschnitt und an anderen Orten der Front errichtet worden 
sind. Ganze Negerdörfer mit Erdhütten sind entstanden, 
die vollkommen in der Art der Behausungen gebaut sind, 
die von den Schwarzen in ihrer Heimat bewohnt werden 
(siehe Bild Seite 52). Diese Hütten gewähren guten Schutz 
gegen die Unbilden der Witterung. Bombensicher, wie jener 
vorzüglich gebaute deutsche Unterstand an der Westfront, 
den wir auf Seite 54 im Bilde wiedergeben, sind sie frei 
lich nicht. — 
Aufs trefflichste unterstützt wurden die kämpfenden
	        
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