Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
gelände der gegnerischen Hauptlinien einnisten konnten 
und bei wiederholten Stürmen die Niederlage des Feindes 
noch verlustreicher gestalteten. Bei den Zahlreichen Gegen 
stößen brachten die Deutschen auch 4000 Gefangene ein, 
womit deren Zahl seit dem 15. Juli auf 24 000 stieg. Der 
31. Juli zeigte schon deutlich das Erlahmen der feindlichen 
Angriffskraft, wenn sich der Feind auch noch stellenweise 
zu starken Teilunternehmungen aufraffte. 
Nach heftigen Artilleriekämpfen erwies er sich am 
1. August wieder erheblich angriffslustiger. Vermehrter 
Einsatz von Panzerwagen riß seine Bataillone kräftiger 
voran und befähigte sie zu besonders starken Sturmstößen 
aus der Linie nördlich von Rozoy le Grand—Före en 
Tardenois. Beiderseits von Beugneur durchbrachen die 
feindlichen Panzerwagen sogar die deutschen Linien und 
erkletterten die Höhen hart nördlich des Ortes. Dort 
setzte die deutsche Ar 
tillerie allerdings ih 
rem Vorwärtsdrang 
durch völlige Vernich 
tung ein Ziel. In den 
erbitterten Jufante- 
riezusammenstößen.in 
denen Engländer und 
Franzosen in stärksten 
Kolonnen vorgewor 
fen wurden, behielten 
die Deutschen eben 
falls die Oberhand 
und verhinderten jeg 
lichen Gelündegewinn 
des Feindes. Zwischen 
Eramaille und Före 
en Tardenois brachen 
die feindlichenSturm- 
läufe schon vor den 
deutschen Linien hoff 
nungslos zusammen; 
auch die Panzerwagen 
konnten hier der 
feindlichen Infanterie 
nicht den Weg weisen. 
Das für einen 
weitreichendenErfolg, 
für den unbestreit 
baren Durchbruch be-' 
willigte Maß an 
Streitkräften hatte 
Fach bereits weit 
überschreiten müssen. 
Anstatt der in Ver 
sailles vor dem An 
griff vorgesehenen 
Streiterzahl von 
600 000 waren bisher 
etwa 1,5 Millionen 
Mann ins Feuer ge 
kommen und hatten 
dort schwer geblu 
tet. Den durch diese 
Kämpfe verursachten 
Ausfall schätzt man nicht zu hoch, wenn man ihn auf 250000 
bis 300 000 Mann veranschlagt. Demgegenüber war die 
Zahl der deutschen Einbußen erheblich geringer, sie betrug 
an Gefangenen, Vermißten und Toten in der Zeit vom 
15. Juli bis.zum Ende des Monats ungefähr so viel, wie 
die Franzosen in der gleichen Zeit allein gefangen haben 
wollten, die am 1. August von 33 400 Mann sprachen. 
Die Schlacht am 1. August gewährte Hindenburg und 
Ludendorff, weil sie ein großer deutscher Abwehrsieg der 
Armee des Generalobersten v. Boehn war, Muße zur 
Fortsetzung der Abmarschbewegung in der Richtung auf 
die Vesle. Der neue geschickte Schachzug glückte wieder 
vollständig. Der Feind bereitete gegen das verlassene 
deutsche Kampfgelände schwere Angriffe noch bis gegen elf 
Uhr vormittags des 3. August vor, ehe der französischen 
Kampsleitung zum Bewußtsein kam, daß die Deutschen die 
Nacht zu einer neuen Bewegung benutzt hatten. 
Vorsichtig suchten die Feinde den Deutschen zu folgen. 
Die Erfahrungen der letzten Kampftage hatten sie auf 
jedes Ungestüm verzichten lassen. Deutsche Maschinen 
gewehre lauerten den Feinden auch jetzt aus jedem Krüp 
pelholz, von jedem Waldrand, aus jedem Dorf auf, das 
sie bei weiterem Vorrücken erreichten- Wohl setzte General 
Fach Kavallerie an, um die neue deutsche Linie so rasch 
wie möglich feststellen zu können. Allein die Reiter kamen 
nicht voran, sie wurden schon in ihrer Ansammlung vom 
deutschen Feuer, insbesondere auch von den kühnen Schlacht 
fliegern, erfaßt und vernichtet (siehe Bild Seite 89). — 
-i- * 
* 
Die Aufgabe eines Geländestreifens wie der zwischen 
Aisne und Marne bedeutete für die Mittelmächte nicht viel 
angesichts ihres Eebietsgewinnes in den ersten vier Kriegs 
jahren. Der Beginn des fünften Jahres legt es nahe, 
einen Überblick über das bisherige Ergebnis zu ver 
anstalten. Die Mit 
telmächte haben seit 
Kriegsbeginn fast 
770 000 Quadratkilo 
meter feindlichenLan- 
des besetzt, das heißt 
etwa das eineinhalb 
fache Gebiet des ge 
samten Deutschen 
Reiches. DerGelände- 
gewinn hat sich im 
letzten Kriegsjahr um 
217 982 Quadratkilo 
meter erhöht. Nicht 
eingerechnet ist hierin 
das durch die deutsche 
Waffenhilfe befreite 
Gebiet der russischem 
Randvölker mit 
854 362 Quadratkilo 
metern. Allein im 
Osten fielen durch die 
Operationen bei Tar- 
nopol, Riga, Oesel 
und im Vormarsch im 
Februar und März 
1918, soweit dieser 
nicht Gebiete der 
Randvölker betraf, 
198 236 Quadratkilo 
meter russischen Bo 
dens in die Hände 
der Verbündeten. In 
Italien befreite die 
zwölfte Jsonzoschlacht 
im Oktober und No 
vember 1917 2211 
Quadratkilometer 
Österreichs vom 
Feinde und nahm die 
sem außerdem zwei 
blühende Provinzen 
mit 12 212 Quadrat 
kilometern Flächen 
inhalt ab. Bei der 
deutschen Westoffensive 1918 sind 5125 Quadratkilometer 
in Frankreich und 198 Quadratkilometer in Belgien neu 
besetzt (das geräumte Gebiet an der Marne ist abgerechnet). 
Im einzelnen haben die Staaten des Vielverbands in 
Europa an ihre Gegner verloren: Belgien 29178, Frank 
reich 25 400, Italien 14 558, Rußland 478 706, Rumänien 
100 000, Serbien 85 687, Montenegro 14 180 und Albanien 
etwa 17 000 Quadratkilometer. Diesem Gelündegewinn 
von etwa 770 000 Quadratkilometern stehen nur 2039 auf 
seiten des Verbandes gegenüber. 
Die Gesamtmenschenverluste der Feinde betrugen nach 
vorsichtiger Schätzung bis zum 2. August 1917 über 18 Mil 
lionen Mann. Die blutigen Niederlagen des inzwischen 
vergangenen Kriegsjahres, die dem Verband überall neue, 
unerhörte Opfer abverlangten, haben diese Zahl auf 25 Mil 
lionen erhöht. Hiervon hat Rußland seine Hilfe für die 
Machtpläne der Weststaaten nach einer Äußerung des 
Petersburger Pressekommissars Kusmin am 5. Juli 1918 
mit 4,5 Millionen Toter,, 6. Millionen Verwundeter und 
Statistische Darstellung der Bombenabwürfe deutscher Bombenflugzeuggeschwader im 
Westen in der Woche vom Sonntag, dem 14. Juli, bis zum Sonnabend, dem 20. Juli 1918, 
inwelcherZeit über 230 000 Kilogramm Sprengstoff auf kriegswichtige Plätze geworfen wurden.
	        
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