Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/18 
Voryetzung.» 
Die von der deutschen Obersten Heeresleitung an der 
Westfront anbefohlene und planmäßig vollzogene Bewe 
gung zwischen Äisne und Marne vermochte der Feind 
trotz der größten Anstrengungen nicht zu stören. 
Die Deutschen standen jetzt in einer Linie, die bei 
Fontenoy (siehe das untenstehende Bild) die Aisne über 
schritt, sich westlich von Soissons, Villemontoire, Hartennes 
und einigen anderen Brennpuntten der letzten Kampftage 
hinzog, dann aber bald die große Straße Soissons—EhLteau- 
Thierry verließ und ostwärts über Fsre en Tardenois nach 
Bille en Tardenois, nahe der Ardre, verlief, um bei Vrigny 
wieder an der alten Reimser Front Anschluß zu finden 
(siehe die Karte in Band VIII Seite 343). Gegen diese 
neue Front versuchte sich der Feind unter starkem Feuer 
schutz am 28. Juli heranzuarbeiten. In den anmarschierenden 
Kolonnen und Panzerwagen fanden die seit dem vorher 
gehenden Tage eingeschossene deutsche Artillerie, die wie 
die Infanterie ihre Stellungen gewechselt hatte (siehe die 
Kunstbeilage), und die Schlachtflieger lohnende Ziele, wäh 
rend die im Vorgelände belassenen schwachen Abteilungen 
den Feind aus naher Entfernung mit Gewehr- und Maschinen 
gewehrfeuer empfingen und ihm empfindliche Verluste zu 
fügten. Nach Erledigung dieser Aufgabe gingen sie befehls 
gemäß auf ihre Linie zurück. Bei Fsre en Tardenois schritt 
Foch bereits am 28. Juli zu Massenangriffen. Insbesondere 
brachen hier oft- und westpreußische Regimenter unter Füh 
rung des Generals Bachelin den mehrfachen Ansturm starker 
französischer und amerikanischer Divisionen nach schwerem 
Kampf, der dem Feinde maßlose Opfer abverlangte. 
Fsre en Tardenois stand auch in dem Brennpunkt der 
Hauptschlachten des folgenden Tages. 
Gegen die deutsche Front waren die französischen 
Sturmwellen unter einer bisher noch nicht dagewesenen 
Massenverwendung von Panzerwagen vorgeworfen, die in 
den dichten Wäldern von Villers-Cotterets ungefährdet 
zusammengezogen werden konnten. Durch sie war anfangs 
die taktische Überraschung geglückt, aber bereits am dritten 
Kampftag wurde bei jedem Tankangriff durchschnittlich die 
Hälfte der anfahrenden Wagen vor den deutschen Linien 
vernichtet. Während Frankreich zu Beginn des Jahres 1918 
überhaupt nur 400 Sturmwagen besaß, wälzten sich jetzt 
zwischen Marne und Aisne auf einer Front von 46 Kilo 
metern allein über 800 Sturmwagen vor der Infanterie 
her gegen die deutsche Front. Sie bildeten gleichsam 
Sturmböcke, um Breschen in die deutsche Widerstands 
linie zu stoßen. Auf jede Bataillonsbreite kamen etwa 
8 Tanke, vereinzelt auch mehr. Sie waren von den Fran 
zosen seit ihren Mißerfolgen in der Frühjahrschlacht 1917 
neu organisiert und dazu gegen früher in der Form er 
heblich verbessert worden. Von den 14 neu gebildeten 
Tankregimentern führte ein Teil ein 37-mm-Geschütz, die 
anderen nur ein Maschinengewehr nrit einem Schützen (siehe 
Bild Seite 83 unten). Während die Engländer ihre Tanke 
nach den ersten üblen Erfahrungen schwerer gepanzert und 
vergrößert hatten, waren die Franzosen auf die Anwendung 
eines leichteren Typs verfallen, der, kleiner und beweglicher, 
von der Artillerie schwerer zu fassen war. Aber sein Nach 
teil bestand darin, daß er natürliche und künstliche Hinder 
nisse, Gräben, Hohlwege, Stacheldrähte, Trichterzonen, 
Mauerreste, nicht so einfach überwinden konnte wie die 
englischen Ungetüme. Da die deutsche Artillerie ihrer je 
doch bald Herr wurde, mußte Foch wieder auf die Massen 
angriffe von Haig und Nivelles zurückgreifen und warf 
Sturmwelle auf Sturmwelle gegen den Feind. Dadurch 
kam es am 29. Juli auch wieder zu heftigen Infanterie- 
gefechten, wobei die feindlichen Angriffskolonnen vor und 
an den deutschen Linien, teilweise in Gegenstößen, zu 
sammenbrachen. 
Während die Feinde am 30. Juli zwischen Hartennes 
und westlich von Fsre en Tardenois wegen der am Vor 
tage erlittenen furchtbaren Schwächung nicht angriffsfähig 
waren, rang Foch östlich davon bis zum Mennisrewalde 
mit der Kraft der Verzweiflung um einen Teilerfolg. 
Französische und amerikanische Verbände liefen bis zu 
fünfzehn Gliedern tief gegen die deutschen Gräben vor. 
Sie wurden nicht nur blutig abgewiesen, sondern fluteten 
sogar über ihre Ausgangstellungen unter dem Druck der 
nachdrängenden Deutschen zurück, so daß sich diese im Vor- 
Deutsche Pioniere in Fontenoy. 
Nach einer Originalskizze nach der Natur voy Kriegsmaler Hugo L. Brauntz. 
IX. Band. 
11
	        
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