Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
mich zurecht und sehe nach meinem Pferd, um es zu 
füttern. Es wiehert vor Freude, als es mich sieht: es 
hatte schon neue Streu, Hafer und Heu bekommen. Nach 
dem ich mich gewaschen hatte, gab es Frühstück. Wunder 
schöner Kaffee und Schinkenbrot, ich kam mir wie im 
Schlaraffenland vor. Gegen neun Uhr sattelte ich mein 
Pferd, bedankte mich vielmals für die freundliche Auf 
nahme und ritt bei prachtvollem Wetter nach S. Dort 
treffe ich auch gleich die Offiziere und auch den Wacht 
meister, gebe meine Meldung ab und reite nach dem Quar 
tier, wo letzterer sich einquartiert hat. 
Am nächsten Tage wurde ich wieder als Meldereiter 
gewünscht. Ritt früh um sechs Uhr ab. Nachmittags 
um drei Uhr wurde ich mit einer Meldung nach unserem 
Schützengraben geschickt, die sehr wichtig und sehr eilig 
war. Ich mutzte also ganz an den Schützengraben heran 
reiten. Kaum bin ich achthundert Meter von ihm ent- 
ist tot! So wie da habe ich noch nie geweint, ich wollte 
gar nicht weg, bis ein Leutnant mir einen Wagen schickte, 
auf den ich meinen Sattel packte. Ich nahm meinen 
Spaten und bewarf mein Pferdchen mit Erde. Wehe 
dem Russen, den ich treffe, hat mir doch irgendeiner von 
ihnen das Pferd erschossen! Vom Schrapnell war ihm 
die Lende aufgerissen, und dann bekam es noch sechs Schutz. 
Ich war so außer mir, datz ich gar nicht mehr zu gebrauchen 
war und darum sofort zur Schwadron fuhr. Dort wurde 
ich erst getröstet und mutzte am nächsten Tage zur Bagage 
nach Stankuny hin, um dort ein neues Pferd zu erhalten. 
Heute kam der Wachtmeister und suchte mir ein neues, aus 
dauerndes Pferd aus. Es ist ein Fuchs mit grotzer Blesse. 
Nun heitzt es sich von neuem mit einem 'Pferde an 
freunden, es kennen lernen! Fast fünf Monate hat mich 
mein liebes altes Pferdchen durch Wind und Wetter, 
durch Tag und Nacht, durch gefährliche Stellen und aus 
Unsere Feldgrauen als Baukünstler. & Gack-, «tolln. 
Nicht immer ist unseren Soldaten an der Front Gelegenheit gegeben, im offenen Wasser zu baden. Diesem Übelstande abzuhelfen, haben unsere Feldgrauen 
einen Brunnen gebohrt und eine Bade- und Entlausungsanstalt errichtet, die ihrer Baukunst alle Ehre macht. In dem Blockhaus ist ein An- und Auskleide- 
raum sowie ein Baderaum enthalten. Hieran schließt sich die Entlausungsanstalt an. Diese Bade- und Entlausungsanstalt liegt 700 Meter hinter dem Schützengraben. 
fernt, da durchsaust ein Geschoß in altbekannter Tonart 
die Luft und schlägt so ungefähr achtzig Meter hinter 
mir ein, das zweite vielleicht hundert Meter seitwärts. 
Gleich dahinter gibt es Salven von sechs Schutz, so datz 
ich schleunigst in Deckung reiten mutzte. Es prasselte 
Schrapnelle wie Hagelkörner. Mein Pferd bäumt sich, 
fällt aus die Knie. Doch immer weiter. Es mutz eine 
Verwundung haben, doch es ist keine Zeit zum Nachsehen. 
Kaum bin ich am Schützengraben, so schießen die Russen 
aus ihrem Graben ganz unverschämt. Mein armes Pferd 
bäumt sich nochmals, ist mit einem Satz fast am Schützen 
graben (siehe Bild Seite 49). Ich falle dabei herunter, 
schaue nach meinem Pferdchen und sehe, datz der Sattel 
gurt geplatzt ist. Da liegt das arme Tier ausgestreckt und 
leckt mir die Hand. Ich kann nicht helfen, mutz zum Oberst 
leutnant, gebe diesen: die Meldung, lasse sie bescheinigen 
und eile zu meinem Pferd. Es will aufstehen, kann nicht 
mehr, sieht mich noch mit verlöschenden Augen an, leckt 
mir die Hand und das Gesicht, streckt sich noch einmal und 
schwierigen Lagen getragen und mutzte nun sterben — auch 
ein Opfer des Krieges. 
Mazzini über Italiens Grenzen. 
Es mag in diesen Tagen ein Wort des bekannten italieni 
schen Revolutionärs und Patrioten Giuseppe Mazzini, der 
sein Vaterland gewiß ebenso sehr liebte wie die Sonnino, 
Salandra und so weiter und dessen Größe wünschte, wieder 
holt werden. In seinem Werk „vovori dell’ uomo“ sagt er 
aus Seite 41 über Italiens Grenzen: 
„Gott selbst hat Italien gewaltige und sichtbare Grenzen 
gegeben: auf der einen Seite Europas höchste Berge, die 
Alpen, auf der anderen Seite das Meer. Wenn ihr einen 
Zirkel benutzen wollt, so wird er, so ihr einen Kreis ziehet, 
die Mündung des Jsonzo schneiden und damit die Grenze 
bezeichnen, die uns Gott gab ..." 
Italiens Staatsmänner von heute wollen nicht an 
Mazzinis Gott glauben.
	        
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