80 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. mich zurecht und sehe nach meinem Pferd, um es zu füttern. Es wiehert vor Freude, als es mich sieht: es hatte schon neue Streu, Hafer und Heu bekommen. Nach dem ich mich gewaschen hatte, gab es Frühstück. Wunder schöner Kaffee und Schinkenbrot, ich kam mir wie im Schlaraffenland vor. Gegen neun Uhr sattelte ich mein Pferd, bedankte mich vielmals für die freundliche Auf nahme und ritt bei prachtvollem Wetter nach S. Dort treffe ich auch gleich die Offiziere und auch den Wacht meister, gebe meine Meldung ab und reite nach dem Quar tier, wo letzterer sich einquartiert hat. Am nächsten Tage wurde ich wieder als Meldereiter gewünscht. Ritt früh um sechs Uhr ab. Nachmittags um drei Uhr wurde ich mit einer Meldung nach unserem Schützengraben geschickt, die sehr wichtig und sehr eilig war. Ich mutzte also ganz an den Schützengraben heran reiten. Kaum bin ich achthundert Meter von ihm ent- ist tot! So wie da habe ich noch nie geweint, ich wollte gar nicht weg, bis ein Leutnant mir einen Wagen schickte, auf den ich meinen Sattel packte. Ich nahm meinen Spaten und bewarf mein Pferdchen mit Erde. Wehe dem Russen, den ich treffe, hat mir doch irgendeiner von ihnen das Pferd erschossen! Vom Schrapnell war ihm die Lende aufgerissen, und dann bekam es noch sechs Schutz. Ich war so außer mir, datz ich gar nicht mehr zu gebrauchen war und darum sofort zur Schwadron fuhr. Dort wurde ich erst getröstet und mutzte am nächsten Tage zur Bagage nach Stankuny hin, um dort ein neues Pferd zu erhalten. Heute kam der Wachtmeister und suchte mir ein neues, aus dauerndes Pferd aus. Es ist ein Fuchs mit grotzer Blesse. Nun heitzt es sich von neuem mit einem 'Pferde an freunden, es kennen lernen! Fast fünf Monate hat mich mein liebes altes Pferdchen durch Wind und Wetter, durch Tag und Nacht, durch gefährliche Stellen und aus Unsere Feldgrauen als Baukünstler. & Gack-, «tolln. Nicht immer ist unseren Soldaten an der Front Gelegenheit gegeben, im offenen Wasser zu baden. Diesem Übelstande abzuhelfen, haben unsere Feldgrauen einen Brunnen gebohrt und eine Bade- und Entlausungsanstalt errichtet, die ihrer Baukunst alle Ehre macht. In dem Blockhaus ist ein An- und Auskleide- raum sowie ein Baderaum enthalten. Hieran schließt sich die Entlausungsanstalt an. Diese Bade- und Entlausungsanstalt liegt 700 Meter hinter dem Schützengraben. fernt, da durchsaust ein Geschoß in altbekannter Tonart die Luft und schlägt so ungefähr achtzig Meter hinter mir ein, das zweite vielleicht hundert Meter seitwärts. Gleich dahinter gibt es Salven von sechs Schutz, so datz ich schleunigst in Deckung reiten mutzte. Es prasselte Schrapnelle wie Hagelkörner. Mein Pferd bäumt sich, fällt aus die Knie. Doch immer weiter. Es mutz eine Verwundung haben, doch es ist keine Zeit zum Nachsehen. Kaum bin ich am Schützengraben, so schießen die Russen aus ihrem Graben ganz unverschämt. Mein armes Pferd bäumt sich nochmals, ist mit einem Satz fast am Schützen graben (siehe Bild Seite 49). Ich falle dabei herunter, schaue nach meinem Pferdchen und sehe, datz der Sattel gurt geplatzt ist. Da liegt das arme Tier ausgestreckt und leckt mir die Hand. Ich kann nicht helfen, mutz zum Oberst leutnant, gebe diesen: die Meldung, lasse sie bescheinigen und eile zu meinem Pferd. Es will aufstehen, kann nicht mehr, sieht mich noch mit verlöschenden Augen an, leckt mir die Hand und das Gesicht, streckt sich noch einmal und schwierigen Lagen getragen und mutzte nun sterben — auch ein Opfer des Krieges. Mazzini über Italiens Grenzen. Es mag in diesen Tagen ein Wort des bekannten italieni schen Revolutionärs und Patrioten Giuseppe Mazzini, der sein Vaterland gewiß ebenso sehr liebte wie die Sonnino, Salandra und so weiter und dessen Größe wünschte, wieder holt werden. In seinem Werk „vovori dell’ uomo“ sagt er aus Seite 41 über Italiens Grenzen: „Gott selbst hat Italien gewaltige und sichtbare Grenzen gegeben: auf der einen Seite Europas höchste Berge, die Alpen, auf der anderen Seite das Meer. Wenn ihr einen Zirkel benutzen wollt, so wird er, so ihr einen Kreis ziehet, die Mündung des Jsonzo schneiden und damit die Grenze bezeichnen, die uns Gott gab ..." Italiens Staatsmänner von heute wollen nicht an Mazzinis Gott glauben.