Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Die LufLschifferabLeilung in Russisch-Poien. 
Der zur Beobachtung 600 Meter hoch aufgelassene Drachen- und Fesselballon wird in sandigem und hügligem Gelände weiterbefördert. 
bauten in Krakau ernannt und erhielt 
in dieser Stellung bas Jahr darauf den 
Rang eines Generals der Kavallerie. 
Neben dein kühnen zielbewußten Füh 
rer der siegreichen 2. Armee ist auch ihr 
trefflicher Generalstabsches Generalmajor 
Dr. Karl Bardolff (siehe Bild Seite 63) 
rühmend hervorzuheben, der vormals 
Flügeladjutant und Chef der Militärkanzlei 
des verewigten Erzherzogs Franz Ferdi 
nand war und sich in diesem Krieg schon 
Vielfach ausgezeichnet hat. 
Beim Fesselballon. 
Erlebnisse bei einer Feldluftschifferabteilung. 
(Hierzu das Bild auf dieser Seite.) 
Von einem Kriegsteilnehmer wird uns 
geschrieben: Unsere braven Truppen hatten 
I. genommen. Unsere Feldluftschifferab 
teilung hatte in einem kleinen Dörfchen in 
der Nähe Biwak bezogen, und bald herrschte 
ein friedliches Lagerleben, verschönt durch 
die hier in Galizien recht heiß brennende 
Junisonne. Mitten in diese Kriegsidylle 
fällt her Befehl zum schleunigen Abmarsch 
unserer Kolonne. Nach einem zweiten 
Tagesmarsch erreichen wir unser Marsch 
ziel. Auf einer Wiese nimmt unsere Ab 
teilung Aufstellung, und bald daraus 
schwebt auch unser Ballon schon in einer 
Höhe von 600 Metern in der Luft. Schnell 
wird die telephonische Verbindung mit 
einer in Deckung aufgefahrenen schweren Mörserbatterie 
hergestellt. Schon bei unserem ersten Aufstieg erzielen 
wir schöne Erfolge, doch beschloß unser Führer, da die 
Artillerie im Lauf des Tages ihre Stellung gewechselt 
hatte, noch weiter vorzugehen, um die Schießergebnisse 
unserer Artillerie besser feststellen zu können. Wir be 
fanden uns allerdings bereits an der Feuergrenze. Unser 
Ballon wurde am Hochtransporttau weiter nach vorwärts 
gebracht, abends eingeholt und fest verankert. Am nächsten 
Morgen ließen wir ihn wieder in eine Höhe von 600 Metern 
aufsteigen. Bald aber kam ein feuriger Morgengruß vom 
Feinde, der den Ballon unter scharfes Feuer nahm. 
Uber uns platzten die feindlichen Schrapnelle, so daß es 
doch geraten schien, den Ballon wieder einzuholen. Er 
wurde aber unbemannt sofort wieder in die Höhe ge 
lassen, um die Zielwirkung des Feindes feststellen zu 
können. Dieser stellte jetzt sein Feuer ein. Der Ballon 
wurde daher wieder eingeholt und die Beobachtungen 
fortgesetzt. Gleich darauf aber eröffnete der Feind wieder 
sein mörderisches Feuer auf den Ballon, der ihm ein Dorn im Auge 
schien. Er vermutete gewiß mit Recht, daß unsere Artillerie in ihrer guten 
Schußwirkung im wesentlichen von unserem Ballon aus unterstützt wurde. 
Dicht vor und hinter uns schlugen die Granaten ein, und die weißen Schrap 
nellwölkchen über unseren Häuptern verkündeten Tod und Verderben. In 
aller Ruhe aber wechselten wir die von unserem Führer angeordnete Stel 
lung. Die feindlichen Granaten fanden jedoch auch nach der neuen Stel 
lung ihr Ziel, und so mußten wir abermals die Stellung wechseln. Auf 
einer verborgenen Waldwiese machten wir halt und glaubten uns hier vor 
der russischen Angriffslust geborgen. Doch nur zu bald sollten wir eines 
Besseren belehrt werden. Russische Flieger hatten ihr Augenmerk auf uns 
gerichtet, und bald vernahmen wir auch den surrenden Ton der Propeller 
in den Lüften. „Feindliche Flieger!" erscholl der Warnungsruf. Schneller als 
man vermutet hatte, waren die Flieger unmittelbar über uns, und schon erfüllte 
ein unheimliches Zischen von den herabsausenden Bomben die Luft. Alles 
sucht Deckung, unwillkürlich hält jeder den Atem an, aber da setzt schon ein 
ohrenbetäubendes Krachen ein, zwei schwarze Erdwolken fliegen auf, und zwei 
große Löcher deuten die Stellen an, auf die die Fliegerbomben niedergesaust 
sind. Durch Bombensplitter erlitten zwei von unseren Leuten Verletzungen, 
die zum Glück nur leicht waren. Trotz der feindlichen Flieger wurden die 
Beobachtungen wieder aufgenommen und bis zur Dämmerung fortgesetzt. 
Heftiger Kanonendonner weckte uns am nächsten Morgen, feindliche Flieger 
erschienen am Himmel und belegten ein nahes Dorf mit ihren Bomben, das 
bald darauf in Brand gesetzt war. Wir rückten mit unserem Ballon wieder 
weiter vor. Kaum aber war derselbe zur Beobachtung aufgelassen, da 
war es, als ob die Hölle losgelassen werde, ein fürchterliches Konzert tobte 
in den Lüften, die Granaten begannen ihr unheimliches Lied zu singen. 
Dazwischen ertönten aus einem nahen Walde die feierlichen Klänge einer 
Regimentskapelle. Ein bayerisches Infanterieregiment bereitete sich zum 
Sturme vor, und ernst erscholl der Choral: „Ach bleib mit deiner Gnade" 
zu uns herüber. Das feindliche Feuer wurde aber bald stärker, und die 
Granaten schlugen dicht bei uns ein, so daß wir die Stellung aufgeben mußten. 
Schnell wurden die noch umherliegenden Gerätschaften verpackt, die Pferde
	        
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