Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Gewehrmunition. Auch Lebensmittel und Brennmaterial, 
das so selten gewordene Petroleum, fand man in großen Vor 
räten in den Magazinen an. Die Beute an Geschützen war 
sehr gering: nur 6 schwere Geschütze. Die Russen hatten 
auch hier ihr kostbarstes Material, das sie nur mit japanischer 
und amerikanischer Hilfe ergänzen konnten, nach dem Osten 
in Sicherheit gebracht. Dazu dienten ihnen die Bahnen, die 
Grodno mit Wilna und mit Lida—Minsk verbinden. An 
Gefangenen wurden 3600Mann erbeutet. Ein Beweis dafür, 
daß es dem größten Teil der Besatzung gelang, östlich Grodno 
in den neuen Abschnitt sich zu retten, gegen den einige Tage 
später der Kampf entbrannte. Es war der Abschnitt des 
Kotraflusses, der zahlreiche Seen und Sümpfe durchfließt. 
Vergegenwärtigt man sich die Leistungen unserer 
Truppen, die in den vielwöchentlichen Angriffen gegen 
die russischen Festungen und die russische Armee kaum zu 
Wem gekommen sind, so kann man nur staunen über ihre 
nie versagende Hingebung und über ihre eiserne Leistungs- 
fihigkeit, denn es ist keine Kleinigkeit, in diesem schwie 
rigsten aller Gelände, zwischen verbrannten Dörfern und 
Städten, zwisch en Sümp 
fen, in Nebel und Regen 
und auch bei oft karger 
Verpflegung, die auf den 
holprigen Straßen nicht 
immer rechtzeitig heran 
geführt werden kann, sei 
nen Angriffsmut niemals 
sinkenzulassen. Gleichzei 
tig verdient die Führung 
der Südtruppen der Ar 
mee des Eeneralfeldmar- 
schalls v. Hindenburg die 
höchste Anerkennung. Sie 
hat verstanden, viel aus 
ihren Truppen herauszu 
holen, ohne sie kampf 
unbrauchbar Zu machen. 
Unsere Gegner hatten an 
deres von Grodnos Ver 
teidigungskraft erwartet, 
und ihre Presse sah be 
reits in der Linie Brest- 
Litowsk—Grodno—Wil 
na einen neuen Schutz für 
die seitWochen flüchtende 
russische Hauptarmee. 
Run mußte auch diese 
schöne Hoffnung, wie 
schon so manche andere 
vor ihr, begraben werden. 
Die Streitkräfte 
der europäischen 
Mkächte. 
Von Oberstleutnant a. D. 
Frobenius. 
Die von Grey fort 
gesetzte Einkreisungspoli 
tik König Eduards VII. 
hat bestimmt damit ge 
rechnet, daß die Men 
schenmasse, über die die 
Verbandsmächte verfüg 
ten, den Einwohnerzah 
len der Mittelmächte so 
bedeutend überlegen sei, 
daß sie eine überreiche 
Quelle für aufzustelleude 
Streitermassen darstellte, 
gegen die aufzukommen 
Deutschland und Öster 
reich - Ungarn ganz un 
möglich sein würde.Wenn 
auch die britischen Inseln 
und sonstige europäische 
Besitzungen Englands nur 
etwa 47, Frankreich nur 
40 Millionen Einwohner 
zählen, so ist doch die Menschenmasse Rußlands mit 170 Mil 
lionen so bedeutend, daß schon diese drei Staaten im Mutter 
land mit zusammen 267 Millionen die beiden Zentralstaaten 
um mehr als das Doppelte übertreffen,- denn Deutschland 
mochte 1914 wohl gegen 70, Österreich-Ungarn gegen 65 Mil 
lionen zählen. Das sind zusammen nur 125 Millionen. 
Aber der Dreiverband durfte ja ferner noch mit 7 x / 2 Mil 
lionen Belgiern, 4V 2 Millionen Serben, etwa % Million 
Montenegrinern rechnen und hatte ohne Zweifel so starke 
llberzeugungsmittel für Italien mit 36 Millionen und 
Portugal mit 6 Millionen bei der Hand, daß auch deren 
Beteiligung am Kesseltreiben in sicherer Aussicht war. Das 
ergab zusammen noch eine Menschenmenge von 53 r /2 Mil 
lionen. Hiermit wurde schon das dritte Millionenhundert 
weit überschritten. 
Aber damit nicht genug. So gut wie Rußland von 
Anfang an die Ausnutzung seiner asiatischen Untertanen bis 
zum Großen Ozean und bis zur afghanischen Grenze hin 
ins Auge fassen konnte, so lag ja kein Grund vor, warum 
nicht auch Frankreich und Großbritannien ihre überseeischen 
Hofphot. Kühlewuidt, »eonigvherg i. Pr. 
Das neuerbaute Fort Höhe 202 vor der Festung Grodno, das in den Karten nicht verzeichnet ist.
	        
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