Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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vom »Positionskrieg". 
Von einem Kölner Fußartillerie-Offizier. 
vor veröun, 25. Nov. 1914. 
IHas Wirtshaus im Spessart — so könnte man das einsame Forsthaus 
nennen, in welchem wir, etwa 25 Kilometer südöstlich von Verdun jetzt 
seit Wochen mitten im tiefsten Wald, auf dem Grunde eines reizenden 
Tales liegen. Außer unserm Bataillonsstab der schweren Artillerie liegen in 
den fünf Räumen dieses gastlichen Hauses noch die Stäbe einer leichten Feld- 
Haubitzbatterie und einer 10-Zeutimeter-Kanonenbatterie. Oben auf dem 
Speicher schlafen wie die Heringe nebeneinander die Kanoniere. Da der 
Platz nicht ausreicht, werden jetzt für den Winter Blockhäuser gebaut. Die 
Pferde sind teils in Blockhäusern, teils in großen Stallzelten untergebracht. 
So entsteht ein richtiges kleines Lager, aber alles tief im Walde unter 
Fichten versteckt, damit die bösen Flieger — die hier übrigens fast alle herunter- 
geschossen sind — uns nicht entdecken. Einmal nur haben die Franzosen aus 
der Festung mit schwerem Kaliber auf unser Heim geschossen, offenbar nach 
der Karte, Der erste Schuß fiel hundert Meter vor das Forsthaus an die 
Quelle, der zweite dicht vor das Haus. Die dritte Granate schlug durch das 
Dach des Pferdestalles, krepierte an einem dicken Balken und spritzte an die 
hintere Wand, zum ungeheuren Schrecken der Pferde. Merkwürdigerweise 
wurde nur eines, und zwar gerade das meinige, durch einen Splitter am Bug 
getroffen, ist aber jetzt schon wieder in Heilung begriffen. Seitdem haben die 
Herren Franzmänner uns in Ruhe gelassen, wohl in der Meinung, alles um- 
gebracht zu haben. Wehe uns, wenn sie wüßten, welchen Schaden gerade wir 
wenigen Offiziere ihnen zufügen. 
Morgens in der Dämmerung ziehen wir mit zwei paar Strümpfen und 
einem Extra-Unterhemd ausgerüstet durch hohen Buchenwald, und steil den 
Berg hinan auf die Bataillons Beobachtungsstelle. Solch ein Platz erinnert 
an die Behausungen von Höhlenbewohnern aus vorgeschichtlichen Zeiten. In 
ein finsteres Loch steigt man hinab in einen durch eine Kerze erleuchteten kleinen 
Raum, dessen Möbelausstattung in einem Tisch und Bänken an den Wänden 
besteht, dann etwas Stroh für die Füße. Neuerdings steht auch ein Ofen 
drin, der morgens in aller Frühe angeheizt wird, denn bei klarem Wetter darf 
sich kein Wölkchen Rauch zeigen, sonst würden wir wieder wie vor Wochen 
mal mit schweren Granaten bedacht werden, die ringsum dicke Bäume ab- 
geschlagen und Mordstrichter in den Boden gerissen haben. 
Neben unserem „Wohnungsunterstand" liegt der „Telephonistenunterstand", 
durch einen unsichtbaren Gang mit ersterem verbunden. Hier geht's zu wie 
in einem großen Geschäftsbetrieb. Sechs Leitungen laufen da zusammen. Eine 
von der Regimentsbefehlstelle, eine von der leichten Feldhaubitzbatterie, wieder 
eine in unser Forsthaus, die anderen zum vorgeschobenen Beobachter im Wäld- 
chen, drei Kilometer vorwärts, schließlich eine zum Fesselballon. Außerdem
	        
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