Volltext: Die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft [24]

ohne Erfolg für Rußland selbst geworden, das schließlich doch 
zu spät erschienen war — weil die weltwirtschaftliche 
und weltpolitische Entwicklung Deutschlands in¬ 
zwischen Deutschland nach Konstantinopel geführt hat. 
Setzen wir ein russisches Zeugnis an die Spitze: 
eine politische „Kriegserklärung" Rußlands schon in diesem 
Frühjahr, lange also vor der militärischen Kriegseröffnung in 
diesem Sommer. Im April bereits hat der Petersburger 
Listoriker Professor Mitrosanoff in einem offenen Brief an 
seinen Berliner Kollegen und Lehrer, Laus Delbrück, es aus¬ 
gesprochen und vorgezeigt: 
„Das deutsch-österreichische Bündnis macht das Deutsche 
Reich zum prinzipiellen Gegner Rußlands. Für Rußland ist 
die Balkanfrage kein Zuerre de luxe, kein abenteuerlicher 
Traum der Slawophilen: ihre Lösung ist eine unzweifelhaft 
ökonomische und politische Notwendigkeit. Das ganze russische 
Budget ist auf der Ausfuhr nach dem Auslande basiert; wird 
die Kommerzbilanz passiv, so ist der russische Schatz bankerott, 
indem er nicht imstande sein wird, die Zinsen seiner enormen 
auswärtigen Schuld zu bezahlen. And zwei Drittel dieser 
Ausfuhr gehen durch die südlichen Läsen und 
weiter durch die türkischen Meerengen. Ist dieser 
Ausgang einmal geschlossen, so stockt der russische Lande!, und 
die ökonomischen Folgen dieser Sperre wären unabsehbar, der 
letzte Türkisch-Italienische Krieg hat es hinreichend gezeigt. 
Nur der Besitz desBosporus und der Dardanellen 
durch Rußland kann diesem unerträglichen Zustande 
ein Ende bereiten, weil die Existenz einer Weltmacht wie 
Rußland von Zufällen und fremder Willkür nicht abhängen 
darf. Andererseis kann Rußland unmöglich gegenüber dem 
Schicksal der Südslawen auf der Balkanhalbinsel sich ganz 
gleichgültig verhalten. Die kleinen Balkanstaaten sind erstens 
eine Rückendeckung für die Meerengen, und zweitens wurde 
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