Volltext: Die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft [24]

Bis über Peter den Großen geht dieser russische Drang 
nach Konstantinopel, der russische Drang zum Schwarzen Meer 
und durchs Schwarze Meer nach dem Mittelmeer zurück. 
Wirtschaftliche und politische Berechnungen Rußlands zielen 
zum Mittelmeer oder zum Indischen Ozean, einmal über die 
Türkei hinweg und das andere Mal über Persien und Indien 
hinunter. Auch religiöse Gefühle sollen die abergläubischen 
Massen der russischen Orthodoxie gegen den Lalbmond auf 
der Sophienmoschee mobil machen. Panslawistische Phrasen 
von der „Gemeinbürgschaft aller Slawen" mengen sich hinein. 
Auf das sogenannte Testament Peters des Großen, „des 
ersten Imperators", auf ein gefälschtes Testament beruft sich 
seitdem alles, was von Petersburg gegen Konstantinopel drückt 
und drängt: von Peter dem Großen über Katharina II. hinweg, 
die ihren Sohn Konstantin taufte, um die Sehnsucht nach Kon¬ 
stantinopel zu lenken, bis in das 19. Jahrhundert hinein und 
durch dieses hindurch, das unter russischer Führung der Reihe 
nach durch die Generationen hin Serben und Griechen, Rumänen 
und Bulgaren mobilisiert und „befreit" von der türkischen 
Herrschaft; dann durch den Krimkrieg hindurch 1856, durch 
den Russisch-Türkischen Krieg hindurch 1877, bis zur letzten 
großen Verschwörung Rußlands gegen die Türkei in der Form 
des alle Balkanstaaten vorübergehend einigenden Balkanbundes 
im jüngsten Balkankriege. 
Aber alle diese Anstrengungen Rußlands sind im letzten 
Ende doch nur zum Vorteil dieser so „befreiten" Balkanslawen 
ausgeschlagen — befreit in dem Sinne, wie es Bismarck schon 
meinte, daß diese Nationen ihrem russischen Befreier keine 
Dankbarkeit bezeigen, daß sie vielmehr sich selbst nationalisieren 
und politisch selbständig werden: so Griechenland und so 
Rumänien, so schließlich auch Bulgarien — mit Ausnahme 
des einzigen Serbien, das ein russischer Vorposten geblieben 
ist. Alle jene russischen Anstrengungen sind im letzten Ende 
7
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.