Volltext: Die Ziele unserer Weltpolitik [64]

von unseren eigenen Gebieten aus wäre. Dieser Gedanke einer 
Erweiterung und Abrundung unseres afrikanischen Kolonialbesitzes 
steht ja seit langer Zeit auf der Tagesordnung; der Marokko¬ 
vertrag hat uns eine Erweiterung von Kamerun gebracht, die den 
Zugang zum Kongo öffnete, über das Vorrecht unseres Interesses 
am portugiesijchen Westafrika war, wie es heißt, eine Ver¬ 
ständigung mit England erzielt worden, man dachte an freund¬ 
schaftliche Vereinbarungen mit dem belgischen Kongostaat. Diese 
Pläne dürfen nicht verschwinden, sondern müssen Leitgedanken 
unserer Kolonialpolitik bleiben. Man könnte dabei an eine Kon¬ 
zentration unseres Besitzes und unserer Interessen in Westafrika, 
unter Aufgabe von Deutsch-Ostafrika, denken; aber gerade an 
diesem haften zu viele nationale Erinnerungen, es hat zu viel 
deutsches Blut und Gut gekostet, als daß wir es hingeben könnten, 
und es ist für uns neben jenen auch gerade dadurch wertvoll, daß 
es an den anderen Ozean stößt, einen zweiten Eingang öffnet, 
uns einen Stützpunkt am Indischen Ozean gibt, daß es sich durch 
das andere Klima mit Westafrika ergänzt und auch durch seine 
ausgedehnte Lochländer größere Möglichkeiten der Ansiedlung 
von Europäern bietet. Nachdem es doch einmal über unsere 
Weltpolitik zum Kriegs mit England gekommen ist, müssen wir 
das, was für uns gut ist, auch gegen England durchzusetzen 
suchen, und das ist wohl nicht eine Beschränkung auf Westafrika, 
sondern ein durch Afrika von einem Ozean zum anderen sich 
erstreckendes Reich oder Interessengebiet. 
Andere Kolonien haben wir in Neu-Guinea und 
den anstoßenden Inseln und auf einigen weit hinaus 
in den Ozean gelegenen Inselgruppen. Sie sind uns 
gleich nach Ausbruch des Krieges teils von Japan, teils von 
Australien genommen worden, und es ist eine schwere Frage, ob 
wir sie wiederbekommen können, ja selbst, ob wir sie wieder¬ 
bekommen wollen; viele meinen, daß sie feindlichen Angriffen zu 
sehr ausgesetzt seien und uns leicht wieder verloren gehen würden. 
Man kann ja auch sagen, daß in der Behauptung dieser Kolonien 
ein Widerspruch gegen den Grundsatz möglichster Konzentration 
des Kolonialbesitzes liege. Aber für einen großen Staat ist es 
immer schwer, auf einen Besitz zu verzichten, dem er seine Liebe 
und seine Kraft gewidmet hat. Der Wert dieser Kolonien ist 
von anderer Art als der der afrikanischen Kolonien, aber ergänzt 
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