Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

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Fortsetzung des Notenwechsels 
sidenten Clemenceau. Dieser ging davon aus, die deutsche Repara 
tionspflicht ergebe sich nach der Note Lansings vom 5. November 
1918 aus dem Angriffe Deutschlands zu Lande, zu Wasser und auf 
dem Luftwege; die deutsche Regierung habe damals gegen diese 
Formulierung nicht protestiert und sie dadurch als wohlbegründet 
anerkannt. Im November 1918 habe also Deutschland sowohl den 
Angriff wie seine Verantwortlichkeit zugegeben, und jetzt sei es zu 
spät, dies zu leugnen. Der Bericht der Kommission für die Prüfung 
der Verantwortlichkeiten könne der deutschen Friedensdelegation 
nicht ausgefolgt werden, denn es handele sich hier um ein Dokument 
interner Natur (d’ordre interieur). Die deutsche Friedensdelegation 
sah sich daher genötigt, den Wortlaut des Berichtes über die Ver 
antwortlichkeit am Kriege aus den französischen Tagesblättern zu 
entnehmen. Zunächst bat sie um eine Verlängerung der ihr für die 
Beantwortung des Friedensvertrages gestellten Frist von 15 Tagen. 
Hierauf ging Clemenceau ein und verlängerte die Frist vom 22. bis 
zum 29. Mai. 
Gegen die Behauptung Clemenceaus, daß Deutschland durch An 
nahme der Note Lansings vom 5. November 1918 den Tatbestand der 
Schuld am Kriege gewissermaßen stillschweigend anerkannt habe, 
wehrte sich die deutsche Friedensdelegation in einem Schreiben vom 
24.Mai. Darin hieß es wörtlich: „Das deutsche Volk, das niemals die 
Verantwortlichkeit für den Ausbruch des Krieges auf sich genommen 
hat, kann mit Recht verlangen, daß ihm seine Gegner mitteilen, aus 
welchen Gründen und mit welchen Beweismitteln sie seine Schuld 
an allen Schäden und Leiden dieses Krieges [zur] Unterlage der 
Friedensbedingungen machen. Es kann sich daher nicht mit der Be 
merkung abspeisen lassen, das von den alliierten und assoziierten 
Regierungen durch eine besondere Kommission in der Frage der 
Verantwortlichkeit gesammelte Material sei eine innere Angelegen 
heit dieser Regierungen. Diese Lebensfrage des deutschen Volkes 
muß in aller Öffentlichkeit erörtert werden; Methoden der Geheim 
diplomatie sind hierbei nicht am Platze. Die Deutsche Regierung 
behält sich vor, auf die Angelegenheit zurückzukommen.“ 
Eine Note der deutschen Friedensdelegation vom 28. Mai 1 ging 
auf die Weigerung Clemenceaus, den Bericht der alliierten und asso 
ziierten Kommission für die Prüfung der Verantwortlichkeiten der 
Urheber des Krieges den deutschen Delegierten mitzuteilen, nochmals 
ein. Wesentliche Teile dieses Berichtes seien in der Presse veröffent 
licht worden, und jetzt habe eine Kommission von unabhängigen 
Deutschen, nämlich die Professoren Hans Delbrück, Albrecht Mendels 
sohn Bartholdy und Max Weber, sowie Graf Max Montgelas, die 
Angaben dieses Berichtes nachgeprüft und dazu Stellung genommen. 
Der deutsche Bericht vom 27. Mai, die sogenannte „Professoren- 
1 Siehe Anlage 2, S. 27*.
	        
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