Volltext: Kriegerische Demokratien in Vergangenheit und Gegenwart [97]

Einleitung 
£V\i<$t das grundsätzliche oder wünschenswerte Verhältnis von 
vt Demokratie und Krieg soll aus den folgenden Blättern 
erörtert werden, sondern das tatsächliche Verhältnis, wie es sich 
im Laufe der Geschichte an mehr als einem lehrreichen Beispiele 
aufzeigen läßt. Eine lediglich geschichtliche Betrachtung wird 
die Aufmerksamkeit auf verschiedene geschichtlich bestimmte und 
greifbare Demokratien lenken und die Frage zu beantworten suchen, 
wie sich diese Demokratien und ihre modernen Nachfolgerinnen 
zum Kriege gestellt haben. Anmerklich wird man auf dem Wege 
dieser geschichtlichen Betrachtung an die Schwelle der Gegenwart 
herangeführt. 
Zur Einleitung in diese geschichtliche Darstellung wird man 
jedoch gut tun, sich zunächst noch kurz das zu vergegenwärtigen, was 
heute als Überzeugung weitester demokratischer Kreise hinsichtlich 
der Frage nach dem Verhältnis der Demokratie zu Krieg und 
Frieden gelten kann. Die allgemeine Überzeugung auch der deut 
schen Demokratie geht weit über ihren sozialistischen Lauptbestand- 
teil hinaus doch wohl dahin, daß sie am besten geeignet sei, den 
Frieden zu schaffen und den Frieden zu schützen, und daß sich 
auch die Neuorientierung, sofern sie uns der Demokratie näher 
bringt, als Vorfrucht des Friedens zu erkennen gibt. Ähnliche 
Überzeugungen spielen auch bei der Beurteilung der Vorgeschichte 
des Krieges eine entscheidende Rolle. Wäre das Deutsche Reich, 
so heißt es etwa, vor dem Kriege ein wirklich parlamentarisch- 
demokratischer Staat gewesen, so hätten wir den Krieg wahrschein 
lich überhaupt nicht bekommen, ünd man läßt es nicht bei bloßen 
Behauptungen bewenden, sondern man versucht auch Begrün 
dungen. Anter diesen Begründungen erscheint immer wieder der 
Satz: die Demokratie ist ihrem Wesen nach friedliebend und gegen 
jeden Krieg. Sie ist für internationale, zwischenstaatliche Ver 
ständigung, für möglichst allgemeine Schiedsgerichte mit weitester 
Zuständigkeit, für gütliche Beilegung aller internationaler Streitig 
keiten, für Abrüstung und für Abschaffung des Krieges, für Völker 
verbrüderung und Pazifismus. Zn leuchtenden und lockenden 
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