Volltext: Österreichischer Volkskalender 1948 (1948)

da setzte er sich im Bett auf, die Arzneiflasche in der Hand, und fragte: „Wie es 
sein kann, daß ihm gestern ein Wasserhelles und heute ein Kirschrotes helfen 
sollt'?" 
„Hangt", sagte der Doktor, „deinem Fieber ist abzuhelfen, aber vom Spin- ' 
tisieren heilt dich niemand." 
„Wird schon so sein", meinte der Sinnierer, „gegen das Denken kann eben 
keiner nichts machen und ich bin ordentlich froh, daß es bei mir wieder anhebt, 
denn hat es mich auch ins Unglück gebracht, so hilft es mir doch wieder drüber 
hinweg; indem 's mich auf tausenderlet verfallen laßt, vergeh' ich und bleib nit 
allweil auf ein'm bestehen, worüber sich Leut' hintersinnen und närrisch werd'n 
können, wie ich g'hört hab'. Nein, bin, wie g'sagt, recht froh, daß das Denken 
bei mir wieder anhebt." 
Er hat ihm auch fürderhin nichts mehr in den Weg gelegt und ist der Sin 
nierer geblieben. Erst neulich, als beim „weißen Hahnenwirt" eine Kuh ge 
kalbt hatte, tat er vor den Umstehenden den sinnigen Ausspruch: „Das ist wie 
int menschlichen Leben, als Kalbt kommt jed's auf die Welt, ob aber ein Stier, 
ein Ochs oder eine Kuh aus ihm wird, das muß man abwarten." 
„'s kann aber einer auch ein Kalb bleiben", sagte der Wirt. 
„Freilich, freilich", sagte der Sinnierer, „dazu lacht ihr wieder, weil euch 
das Denken fehlt!" 
Heimat 
Über den Himmel Molken ziebn, 
Über die Felder geht der Wind, 
Ober die Felder wandert 
Weiner Mutter verlorenes Kind. 
ss 
Über die Mähe Blätter webn. 
Über den bäumen Vögel lchreia, 
irgendwo über den bergen 
Wuk meine kerne Heimat kein.
	        
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