Volltext: Österreichischer Volkskalender 1948 (1948)

betn vielmehr ihr zulieb herzhaft an die Arbeit gehen. Ja, durch Wasser und 
Feuer wär' er wohl für die Bäuerin gegangen, hätt' sie der Wind forttragen 
oder die Erd' verschütten wollen, er hätt' sich gegen den einen gestemmt und 
die andere aufgehalten, vor allen Elementarereignissen war die gesichert, falls 
er nicht etwa im ersten Schreck davongelaufen wäre. 
Ein halbes Jahr mochte er auf diesem Hofe zugebracht haben, als ihn an 
einem Sonntagnachmittag die Bäuerin zu sich in die Stube lud. Den zwei 
Mägden und dem einen Knechte war der Tag freigegeben worden, ein andrer, 
der im Hause herumlungern wollte, wurde zum Krämer ins zweitnächste Dorf 
geschickt; der Melissengeist war ausgegangen, und der durste nicht fehlen, denn 
so etwas Geistiges muß im Hause sein, das ist für innerlich und für äußerlich, 
und von einer dritten Seite kann wohl die Krankheit keinem Menschen zu. 
So saß denn der Sinnierer in ganz behaglicher Abgeschlossenheit von aller 
Welt auf dem sonntäglich stillen Gehöfte allein mit der Bäuerin in der sau 
beren Stube, vor ihm auf dem Tische, der mit einem frisch aus der Lade 
genommenen Tuche bedeckt war, stand eine Art Suppenschale, in welche die 
Bäuerin aus einem großen Topfe Kaffee goß; nachdem sie sich auf gleiche Weife 
bedacht, setzte sie sich nieder, strich ihre Schürze glatt, betrachtete erst mit zu 
friedener Miene das Gemach, das stäubchenblank war, dann sah sie zu dem 
Burschen hinüber und sagte lächelnd: „Jetzt sitz'st du da wie der Bauer." 
In dem Kopfe des Sinnierers wollte eben ein Gleichnis reif werden, als 
er aber zu der Bäuerin aufblickte, er hatte blöde Augen und war ihr nie so 
nahe gewesen wie jetzt, da wurde er sprachlos und starrte sie unverwandt an. 
Mit halbem Ohr vernahm er die Beteuerung, daß sie es von allen: Anfang 
an mit ihm gut gemeint hätte und noch meine — die Behauptung, daß zwischen 
zwei Leuten, die unter sich einig wären, ein paar Jahr' Unterschied im Alter
	        
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