Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1925 (1925)

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Der Verein ist streng kirchlich, im 
Besitze vieler Ablässe. Er ist eine eingehend 
gegliederte Weltorganisation mit der Spitze 
in Rom. Er wurde im Jahre 1833 vo» 
acht Studenten gegründet. Neben den aus 
übenden Mitgliedern kennt der Verein bei 
tragende Mitglieder. Das Wirken des Ver 
eines tritt bei allem von ihm gestifteten 
Segen nur wenig an die Oeffentlichkeit. 
Stilles, echt katholisches Wirken ist seine 
Eigenart. 
Papst und Revolutionär. 
Uebersetzung aus dem Spanischen von P. Matth, ©rammet C. Ss. R. (Aus „Hormiga de oro“ 1912.) 
Zutritt zum Heiligen Vater, und wird um 
seines Ungestüms willen vorgelassen. Vor 
Pius VII. zu Füßen geworfen bittet der 
Priester mit pochendem Herzen und in von 
der Anstrengung des Laufens nur stoßweise 
hervorbrechenden Worten um Gnade für 
Cajetano. Solchem Vertrauen auf seine (des 
Papstes) Milde kann der siebente Pius nicht 
widerstehen. Er gewährt die Bitte, wandelt 
die Todesstrafe um in lebenslängliche Haft. 
Ein Monsignore mußte am Schreibtisch des 
Papstes dieses Urteil niederschreiben. Pius 
fertigte darunter seinen Namen und gab 
sein Siegel bei. Ein glühender Fußkuß aus 
das in den päpstlichen Pantoffel eingestickte 
Kreuz, und der junge Geistliche fliegt mehr 
als er geht, den rettenden Papierstreifen 
hoch in der Hand haltend, auf den Nicht 
platz. Ungeduldig erwartet dort die Eskorte 
und deren Kommandant den jungen Abbate, 
der die päpstliche Begnadigung dem Offizier 
einhändigte. Dieser salutierte bei den Schrift- 
zügen seines Fürsten, verlas die Depesche, 
befahl den Rückzug,in die Stadt und über 
gab den Delinquenten dem Befehlshaber 
der Engelsburg. Mit innigem Danke vergalt 
Cajetano dem jungen, ihm unbekannten 
geistlichen Herrn seine Lebensrettung; mit 
begeisterten Worten dankte er Gott und 
dem Papste, und in diesen dreifachen Dank 
gegen Gott, den Papst und den jungen 
Priester fiel ein die vom Schluchzen erstickte 
Stimme einer jungen Römerin, Nunciata. 
Sie war des Cajetano Frau; hatte mit 
ihrem Kinde auf dem Arme den traurigen 
Zug des armen Sünders mitgemacht, die 
Begnadigung mitangehört, den Rückzug mit- 
angetreten. 
/^iner der wütendsten Revolutionäre gegen 
^ den Heiligen Stuhl in: Jahre 1824 
war ein gewisser Cajetano, ein äußerst 
fanatisches Mitglied der Carbonari. Ihm 
war es um mehr zu tun als um die Ab 
schaffung des Kirchenstaates, sein Streben 
und Wüten zielten nach dem Sturze der 
Religion selbst. Doch war damals die Saat 
für die Umsturzmänner noch. nicht reif. 
Nicht einmal die weltliche Herrschaft des 
Papstes war zu erschüttern. Er und viele 
seiner Spießgenossen wurden ergriffen und 
zum Tode verurteilt. Cajetano sollte eben 
zum Tode des Erschießens in Rom aus 
geführt werden. Massenhaftes Volk umgab 
den Unglücklichen und dessen militärisches 
Gefolge. Da kam eben des gleichen Weges 
ein junger Geistlicher von intelligentem Aus 
sehen und vornehmer Gestalt. Der. Priester 
hatte Mitleid mit dem Büßer. Denn das 
war Cajetano jetzt. Tränen stürzten aus 
seinen Augen, andächtig küßte er das Kruzi 
fix, das er in der Hand hielt. Es war keine 
Komödie, keine Heuchelei. Ganz ergeben in 
Gottes Fügung hatte er sehr erbaulich die 
heiligen Sakramente empfangen und nahm 
er jetzt den Tod an zur Sühne für seine 
Sünden und Verbrechen. Aufs tiefste er 
schüttert bat der junge Priester den die 
Exekution kommandierenden Offizier, mit 
dem Vollzug des Urteils zu warten, bis er 
zurückkehre, er wolle in den Vatikan, um 
Gnade zu erbitten. Widerwillig gewährte 
der Offizier den Aufschub. Von Todesangst 
getrieben, eilt der Geistliche in den päpst 
lichen Palast, durchbricht die Wachen, fordert 
ungestüm von den diensthabenden Camerieri
	        
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