Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1887 (1887)

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Stäben in der Hand am Sonntag nach Bartholomäi 
eine Procession zur Mutter Gottes in Adlwang zu 
machen. 
Mit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundertes 
begann die Blüthezeit des Wallfahrtsortes. Abt 
Placidus Buechaner von Kremsmünster (1644 bis 
1669), „das Ideal eines Prälaten," begann die Kirche 
zu restaurieren. An die Stelle des vielleicht baufälligen 
Hochaltares wurde ein neuer im Geschmacke jener Zeit 
errichtet (1653) und die Gnadenstatue von der steinernen 
Säule weg auf denselben übertragen (1663); das dem 
Einsturze nahe Kirchenschiff wurde durch einen Neubau 
ersetzt (1655); eine neue Kanzel hergestellt (1658), 
eine Emporkirche gebaut (1659), ein neuer Tabernakel 
aufgestellt (1663) und beim „hl. Brunnen" auf der 
Brunnensäule ein „Bild unserer Frauen" angebracht. 
„Unter dem „hl. Brunnen" versteht man eine 
Quelle, die an der Thalsohle auf der Westseite der 
Kirche mit großer Macht hervorbricht, und von der 
die Sage geht, dass ihr Ursprung gerade unter dem 
Hochaltare des Gotteshauses, also gerade unter der 
Gnadenstatue liege. Nicht leicht läßt ein Wallfahrer 
zur Mutter Gottes in Adlwang diese Quelle, über 
der heutzutage eine Kapelle erbaut ist, unbesucht. Seit 
1743 ist daselbst eine von einem Bildhauer in Krems 
münster verfertigte Statue der schmerzhaften Gottes 
mutter aufgestellt. Die Pilger verrichten hier in frommer 
Andacht ihre Gebete, trinken von dem frischen Wasser 
der Quelle und tragen sich wohl auch in mitgebrachten 
Gefäßen davon nach Hause. 
Abt Placidus ordnete auch an, dass von 1660 
an nicht mehr bloß an den Samstagen und Marien 
festen in der Wallfahrtskirche Gottesdienst gehalten 
werde, sondern auch an allen Sonntagen und an allen 
übrigen Festen des Kirchenjahres, so dass nunmehr 
jährlich an 144 Tagen im Jahre auch die Filiale von 
Pfarrkirchen, Adlwang, „besungen war." 
Im Todesjahre des Abtes Placidus schlug der 
Blitz zum erstenmal — soweit es nachweisbar ist — 
in den Kirchthurm ein und scheint große Verheerungen 
in demselben angerichtet zu haben. Der Nachfolger 
des Abtes Placidus, Abt Erenbert ll. Schrevogl 
(1669 -1703), war ein nicht minder eifriger Ver 
ehrer der schmerzhaften Mutter Gottes, als sein Vor 
gänger. Schon 1673 ließ er die von Hans Rohrer 
in Linz neu gegossenen drei Glocken im Thurme auf 
hängen und demselben eine neue Kuppel aufsetzen. 
Einen sehr bedeutsamen Schritt für das Gedeihen des 
Wallfahrtsortes that der Abt, als er 1679 einen 
Priester ständig bei demselben anstellte; es war dies 
der um Adlwang hochverdiente P. Gotthard Freyd. 
Ueberdies wurde das erst 1659 erbaute Kirchenschiff, 
das aber außerordentlich schleuderhaft hergestellt worden 
war, im selben Jahre 1679 mit vieler Mühe durch 
einen Neubau ersetzt; und dazu kam, dass in dem näm 
lichen Jahre wegen der an vielen Orten grassirenden 
Pest alle übrigen Wallfahrtsorte — auch Maria Zell 
— geschlossen waren. Nur Adlwang durfte offen 
bleiben. Dazu noch der Umstand, dass der Ruf von 
wunderbaren Heilungen, Gebetserhörungen u. s. w., 
wie sie in Adlwang auf Fürbitte der schmerzhaften 
Mutter Gottes geschahen, in immer weiteren Kreisen 
des Volkes bekannt wurde. Der Zudrang der Wall 
fahrer wurde immer größer, wie aus den noch er 
haltenen Communikanten-Verzeichnissen hervorgeht. Im 
Jahre 1687 waren schon 7202 Communikanten, aber 
im Jahre 1700 gar schon 16.339. Nicht wenig mag 
der Ruf des Wallfahrtsortes im Volke durch das erste 
von P. Gotthard Freyd in Druck gelegte „Adlwangerische 
Gnadenbüchlein" (1683) und durch den schon 1673 
hergestellten Kupferstich vom Adlwanger Gnadenbild 
verbreitet worden sein. 
Schon 1679 hatte sich daher Abt Erenbert ent 
schlossen einen zweiten Priester ist Adlwang anzustellen, 
doch blieb es noch bei einer zeitweiligen Aushilfe, bis 
cs sich im Jahre 1683 nicht mehr umgehen ließ, einen 
zweiten Priester anzustellen. Als solcher erscheint 
P. Gerhard Prandst etter.') Um für den Unter- 
j halt der nunmehr in Adlwang angestellten Priester zu 
sorgen, kaufte Abt Erenbert auf Betreiben des P. Gott 
hard Freyd ein Bauerngut an, das noch jetzt zur 
Pfründe Adlwang gehört. Aber das brachte dem 
P. Gotthard schlechte Freuden. Durch Auslagen auf 
Restaurierung des bisher bewohnten Beneficiaten- (jetzt 
Meßner-) Hauses und für Verbesserung der Felder 
i geriet!) er in Schulden, weshalb er 1690 seines Postens 
i enthoben wurde, um als Aushilfspriester nach Steiner 
kirchen zu gehen, wo er von Noth, Krankheit und Gram 
verzehrt schon 1691 starb. 
Sein Nachfolger war P. Maximilian Mockh. 
Bald hatte derselbe Sorge um seine Kirche zu tragen, 
denn 1694 „verletzte der Donnerstreich den Thurm" 
zum zweitenmal. Der Schaden wurde aber noch im 
selben Jahre repariert. Um dem Andränge der Beich 
tenden zu genügen, würde seit 1697 ein dritter Priester 
angestellt. Bei Beginn des neuen Jahrhunderts endlich 
erhob Abt Erenbert II. durch Stiftungsurkunde vom 
2. Jänner des Jahres 1700 Adlwang zu einem 
Superiorat, zu dessen ersten Superior er P. Maxi 
milian Mockh erhob, dem er noch drei Priester als 
Beichtväter zur Seite stellte. Die Stiftungsurkunde 
lautet: „Von Gottes Gnaden, Wir Erenbertns, Abt 
des löbl. Stiftes und Klosters Kremsmünster, Herr 
der Herrschaften Pernstein, Scharnstein und Kremsegg, 
Römischer Kaiserlicher Majestät Rath und Landrath 
von Oberösterreich, — P. Alexander Straffer, derzeit 
Prior und gesummter Convent allda — Bekennen für 
uns, unser Stift und Nachkommen hiemit öffentlich 
gegen Menniglich, wie dass wir schon von geraumer 
Zeit her wahrgenommen und zum Theil öfters mit 
Augen gesehen den überaus großen Zulauf, und 
bei dem Volk von Jahr zu Jahr gleichsam zunehmenden 
Eifer zu unserer lieben Frauen Gnadenbild in der 
mit Grundlehen und Vogtobrigkeit uns ungehörigen 
Kirchen zu Adlwang in Pfarrkirchner Pfarre gelegen, 
also dass vielmalen, sonderlich zu Sommerszeiten und 
in festis solemnioribus Beatissimae Virginis die von 
1) P. Gerhard Brandstetter war 1636 zu Pettenbach ge 
boren, studierte in Kremsmünster und trat 1653 iws Kloster. 
Er war Doctor beider Rechte, Professor an der Universität in 
Salzburg, darnach Prior des Stiftes Schotten in Wien, seit 
1673 Beichtvater bei den Benedictinerinnen in Niedernburg zu 
Passau, und seit 1676 Subprior in Kremsmünster. Nach einer 
schweren Krankheit, aus der er nur wie durch ein Wunder ge 
rettet wurde- kam er nach Adlwang. Nach dreijährigem Kranken- 
lager starb er 1701.
	        
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