Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Die wirtschaftlichen Maßnahmen bis Mitte Januar 1914 55 
12. Januar. 
Der Kaiser Franz Josef hat an den Kriegsminister das nachstehende Befehlschreiben 
erlassen: „Die Mobilisierung und die Aufmarschbewegungen stellten an die Pflicht 
treue, Selbsttätigkeit und Tatkraft der Militär-Eisenbahnbehörden und der ausführenden 
Verkehrsorgane, vom obersten Beamten bis zum letzten Bahnarbeiter, die höchsten 
Anforderungen, denen sie in klagloser Weise nachkamen. Auch während des Krieges 
entwickelten alle Bahnen und die Schiffahrtsunternehmungen der Monarchie eine er 
höhte, das volle Einsetzen aller Kräfte bedingende Tätigkeit; wiederholt bewährten sich 
das Eisenbahnpersonal und die Bemannung der Schiffe tapfer und kaltblütig im feind 
lichen Feuer. 
Mit Freude erkenne Ich dies an und spreche allen um die glänzenden Leistungen der 
Eisenbahnen und Schissahrtsunternehmungen Verdienten Meinen Dank und Meine 
vollste Befriedigung aus." 
Die wirtschaftlichen Maßnahmen 
bis Mitte Januar 1915 
Ueber sechs Monate dauert jetzt der Krieg; trotzdem konnten die außerordentlichen 
Gelderfordernisse bisher alle ohne Schwierigkeiten bestritten werden. Dreieinhalb Monate 
lang ohne Anleihe, allein durch transitorische Maßnahmen, dann durch die in ihrer 
Maximalhöhe nicht begrenzten österreichisch.ungarischen Kriegsanleihen, die 
als ganz außerordentliches Ergebnis in der gesamten Monarchie 3 306 000 000 Kronen 
erbrachte, wovon auf Oesterreich 2136 000 000 Kronen und auf Ungarn 1 170 000 000 
Kronen entfallen. In Oesterreich wurden mit Zustimmung der Staatsschulden-Kontroll- 
kommission sünfeinhalbprozentige Schatzscheine, in Ungarn wurde sechsprozentige Rente 
zur Subskription aufgelegt; doch konnten die Zeichner der ungarischen Anleihe ihre 
Stücke in eine rückzahlbare verwandeln, wenn sie in eine fünfjährige Sperre willigen und 
am 1. November 1919 die Rückzahlung zum Nominale per 1. November 1920 verlangen. 
Die ungarische Finanzverwaltung hat das Recht, die Anleihe jederzeit, jedoch nicht vor dem 
1. November 1920, nach vorangegangener dreimonatiger Kündigung zurückzuzahlen. 
Als erster Zeichner erschien der Kaiser mit namhaften Beträgen in den Subskriptions 
listen. Aber auch dem „kleinen Mann" war die Teilnahme an den Zeichnungen ermög 
licht worden: In Ungarn dadurch, daß die kleinsten Appoints der neuen Anleihen auf 
50 K. lauten, in Oesterreich dadurch, daß vom Postsparkassenamt eine Rentensparkasse 
ins Leben gerufen wurde, deren Einrichtung es ermöglichte, schon aus verhältnismäßig 
geringfügigen, bei der Postsparkasse angelegten Ersparnissen Anteile zu einem Viertel, 
zwei Vierteln oder drei Vierteln des kleinsten Appoints einer Staatsobligation zu erwerben. 
„So wird es dem Staate." wie R. Charmatz im „Stuttgarter Tagblatt" schreibt, „nicht 
an dem Gelde fehlen, das er zur energischen Fortführung des Kampfes braucht. Auch 
die braven Truppen müssen wahrlich keine Entbehrungen ertragen, die nicht im Wesen 
des Krieges ihren Ursprung haben. Sie sind auf das beste verpflegt und mit allein so 
reichlich ausgestattet, daß sie ihre Kriegslöhnungen fast vollständig ihren Angehörigen 
nach Hause senden können. Ueberall haben die Behörden durch Maueranschläge der allzu 
fürsorglichen Bevölkerung nahegelegt, kein Geld an die Soldaten zu schicken, denn sie 
würden damit nichts anfangen können." 
„Es hieße aber Schönfärberei treiben," fährt Chamartz fort, „wollte man behaupten, 
daß man anfangs in der Bevölkerung ohne Bangigkeit den wirtschaftlichen Folgen des 
Krieges entgegengesehen hätte. Aber die Widerstandskraft der Industriellen 
und der Handelsleute hat alle Erwartungen übertroffen. Oesterreich-
	        
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