Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

86 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
ihm, an einer Stelle bis zur Mulde auf der Südseite der Höhe durchzustoßen, ehe der 
Angriff in dem Feuer unserer zweiten rückwärtigen Stellung verblutete. Unsere Truppen 
behaupteten nicht nur die Höhe, sondern ein Regimentskommandeur ergriff die Initia 
tive zum Gegenangriff, der uns wieder in Besitz von Teilen unserer Vorstellung brachte. 
Ein zweiter Angriff scheint geplant gewesen zu sein, seine Ausführung hinderte indessen 
das wirksame Feuer unserer Artillerie. Der Gegner beschränkte sich in der Nacht auf 
Beschießung der Höhe und des dahinter liegenden Dorfes Combres. 
Auf der übrigen Front brachte der Tag in der Mitte der Kampffront, in der Linie 
Seuzey—Spada, einen ernsten, aber erfolglosen Angriff des Gegners; wir machten 
71 Gefangene. Ein Angriff schwächerer Kräfte im Walde von Ailly wurde leicht ab 
gewiesen, und auch ein Vorstoß über die Linie Rsgneville—Fey-en-Haye endete unter 
außerordentlich starken Verlusten bereits in unserem Artilleriefeuer; nördlich Rsgneville 
blieben an einer Stelle 500 Leichen liegen. 
Der Abend des 9. April brachte am Croix des Carmes im Priesterwalde einen deutschen 
Angriff, dem es gelang, drei Blockhäuser und zwei Verbindungsgräben dem Gegner zu 
entreißen, wobei zwei Maschinengewehre und 59 Gefangene in die Hände unserer 
Truppen fielen. 
Am 10. April fanden Artilleriekämpfe auf der ganzen Front statt. Es konnte beob 
achtet werden, daß die Franzosen eifrig schanzten und ihre stark gelichteten vorderen 
Reihen durch neue Truppen ergänzten, dies besonders auf dem Nordflügel südlich der 
Orne, in der Mitte gegenüber der Linie Seuzey—Spada, sowie am Südflügel in Ge 
gend von Rsgneville. Die Truppenansammlungen wurden mit starkem Feuer belegt, 
und die dadurch hervorgerufenen Verluste mögen der Grund gewesen sein, daß der Gegner 
den Entschluß zum Angriff nicht finden konnte. Auch bei Les Eparges am Fuß der 
Combres-Höhe stellten die Franzosen starke Kräfte bereit, die unser Artilleriefeuer fassen 
konnte. Nur im Priesterwalde kam es an diesem Tage zu einem französischen Angriff, 
der ohne Mühe abgewiesen wurde. 
So endete auch der 10. April wie alle vorhergegangenen Tage mit einem vollen 
deutschen Erfolg auf sämtlichen angegriffenen Fronten. An diesem Tage dankte der 
französische Oberbefehlshaber, General Joffre, der 1. Armee dafür, daß sie die Stellung 
bei Les Eparges — das ist die Combres-Höhe — den Deutschen entrissen hat. Um diese 
Stellung wird seit Wochen mit kurzen Unterbrechungen gekämpft, und die Franzosen 
haben mehrere Male gemeldet, daß sie die Stellungen genommen und fest in der Hand 
hätten. Die letzten Kämpfe um die viel umstrittene Stellung sind oben geschildert 
worden. Tatsächlich haben die Franzosen vorübergehend einzelne Gräben der Stellung 
besetzt gehabt. Bis auf einen kleinen unwesentlichen Teil sind sie aber alle wieder 
zurückerobert worden. 
Bericht vom 16. April 1915 
Die Tage vom 10. bis 14. April 1915 kennzeichnen sich durch besonders lebhafte 
Tätigkeit der Franzosen aus beiden deutschen Flügeln. Nach dem verhältnismäßig ruhigen 
Verlauf des 10. April nahm der Gegner bereits gegen Abend wieder eine lebhafte Tätig 
keit auf. Bei einem französischen Angriff gegen die Linie Seuzey blieben gegen 700 
Leichen aus der Waldlichtung zwischen den beiderseitigen Stellungen liegen. Auch bei 
Flirey brachen abends starke Kräfte zum Angriff vor, würden aber, nachdem sie in einen 
Teil unserer Stellungen eingedrungen waren, wieder zurückgeworfen. Dennoch kehrte der 
Gegner am frühen Morgen des 11. April zurück, wurde erneut abgewiesen und ließ drei 
Offiziere, 119 Mann gefangen in unseren Händen. In diesem Abschnitt wurde später 
beobachtet, daß die Franzosen ihre Gefallenen wie Sandsäcke auf die Brustwehr ihrer
	        
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