Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

Die subtilsten theologischen Probleme, so das der Bedeutung 
des Abendmahles, der heiligen Dreieinigkeit, der Rechtfertigung 
waren imstande, die Massen aufzuwühlen und die gesammte 
Laienschaft in Pro- und Contraparteien zu spalten. 
Von dieser Theilnahme des Volkes geben zahlreiche Flug¬ 
schriften in Poesie Und Prosa, reisende Prädicanten und Secten- 
stifter beredten Ausdruck. 
Die merkwürdige Erscheinung, dass in Deutschland ganz 
im Gegentheile zu Italien, wo die Renaissance die Gottlosigkeit 
und den Indiiferentismus im Gefolge hatte, mit dem Humanismus 
ein intensiv religiöses Massenbewusstsein sich geltend machte, 
kann nur aus den der Reformation vorausgegangenen Zuständen 
und Zeiten erklärt werden. 
Seit dem Ausgange des 14. Jahrhunderts beobachten wir 
daselbst eine religiöse Gährung, von der die da und dort auf 
heimatlichem Boden entstehenden oder von auswärts recipierten 
Secten und ihre Bekämpfung das deutlichste Zeugnis ablegen. 
Zu dem fruchtbarsten Boden unter allen deutschen Landen 
zählte in dieser Richtung seit jeher insbesondere unser engeres 
Vaterland Oberösterreich. 
Es gibt kaum eine der seit dem 13. Jahrhunderte auf¬ 
tauchenden Secten, welche verbürgten Nachrichten zufolge nicht 
ihre Anhänger in Oberösterreich gefunden hätte. 
Es finden sich glaubwürdige Zeugnisse dafür, dass ebenso 
die Patarener, Begharden und Waldenser, als die böhmischen 
Brüder, die Donatisten, Adamiten und Lollarden und wie sie alle 
hiessen, die Secten des Mittelalters, bei uns gehaust haben. 
Seit jeher scheint es der oberösterreichische Adel gewesen 
zu sein, der die sectiererischen Bewegungen des Landes unter¬ 
stützte. Schon im 14. Jahrhunderte soll dieser Adel den Grund¬ 
sätzen eines Amalarich von Benno und der Brüder des freien 
Geistes zugethan gewesen sein. Einen mächtigen oberöster¬ 
reichischen Feudalherrn derselben Zeit, den Grafen Ulrich von 
Schaumberg, bezeichnet eine Salzburgische Chronik als Religions¬ 
spötter und Feind des Papstes und der Clerisei.
	        
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