Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die griechisch-römische und die alexandrinische Philosophie. 
1071 
Ebendas. S. 373-380. 
Neunundvierzigstes Capitel. 
Die'Geschichte der griechische» Philosophie, v. Die griechisch- 
römische und die alerandrinische Philosophie. 
I. Die griechisch-römische Philosophie. 
„In der heiteren griechischen Welt", sagt Hegel, „schloß sich das 
Individuum an seinen Staat, an seine Welt mehr an und war gegen 
wärtiger in derselben; diese concrete Sittlichkeit, dieser Trieb nach Ein- 
sührung des Princips in die Welt durch Staatsverfassung, wie in 
Plato, diese concrete Wissenschaft, wie in Aristoteles, verschwindet hier. 
In dem vollkommenen Unglück der römischen Welt ist alles Schöne 
und Edle der geistigen Individualität mit rauher Hand verwischt 
worden. In diesem Zustande der Entzweiung der Welt, wo der Mensch 
in sein Inneres hineingetrieben wird, hat er die Einigkeit und Be 
friedigung, die in der Welt nicht mehr zu finden ist, auf abstracte 
Weise suchen müssen. Die römische Welt ist eben die Welt der Ab- 
straction, wo eine kalte Herrschaft über die gebildete Welt ausgebreitet 
war. Die lebendigen Individualitäten der Volksgeister sind unterdrückt 
und in sich ertödtet worden. „In solchem Zustande der Zerrissenheit 
war es Bedürfniß, zu dieser Abstraction als dem Gedanken eines 
existirenden Subjects, d. h. zu dieser inneren Freiheit des Subjects 
als solchem zu fliehen." 1 
Der höchste Gedanke des Anaxagoras war der Geist (voü?) im 
Gegensatze zur Welt, die er bewegt, ordnet und erkennt. Die Auf 
lösung dieses vorsokratischen Dualismus bestand darin, daß der wirk 
liche menschliche und individuelle Geist sich als Herr der Welt wußte 
und zur Geltung brachte. Dies geschah durch die Sophisten. Der 
höchste Gedanke des Aristoteles ist die sich selbst denkende Vernunft 
(vorpiq voTjosw?), der göttliche Geist, der die Welt bewegt und beherrscht, 
selbst von ihr völlig unbewegt und unergriffen. Nun wird die Auf 
lösung dieses aristotelischen Dualismus gefordert, und sie besteht darin, 
daß sich das wirkliche, menschliche und persönliche Selbstbewußtsein 
von der Welt losreißt, darüber erhebt, gleich dem aristotelischen Gotte 
von dem Laufe der Welt unerschüttert und unerschütterlich. Diese
	        
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