Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

1070 Die Geschichte der Philosophie. Plato und Aristoteles. 
seine Formen nicht entwickelt und producirt, sondern nur beschrieben 
hat, wie man Thiere und Pflanzen beschreibt: darin liegt sowohl der 
charakteristische Mangel als auch der Werth und das außerordentliche 
Verdienst dieser Untersuchungen, die zum erstenmal die Thätigkeit und 
Vorgänge des Denkens in das Bewußtsein erhoben und erleuchtet 
haben. „Es ist ein unsterbliches Verdienst des Aristoteles, diese 
Formen, die das Denken in uns nimmt, erkannt und bestimmt zu 
haben. Denn was uns sonst interessirt, ist das concrete, in äußere 
Anschauung versenkte Denken: jene Formen bilden ein darin versenktes 
Netz von unendlicher Beweglichkeit, und diese feinen, sich durch alles 
hindurchziehenden Fäden zu fixiren, ist ein Meisterstück von Empirie, 
und dies Bewußtsein ist von absolutem Werth." Hegel hatte zwar 
in seiner Aesthetik die Poetik des Aristoteles oft angeführt, aber in 
seiner Darstellung der aristotelischen Lehre sowohl die Poetik als auch 
die Rhetorik so gut wie ganz unbeachtet gelassen. 
Von den Nachfolgern des Aristoteles nennt Hegel nur die beiden 
ersten Häupter der Schule: den Theophrast von Lesbos (geb. 371 v. Chr.) 
als berühmten Commentator und den Strato von Lampsakus als 
berühmten Physiker, er hat Gott gleichgesetzt der Naturkraft, die 
Welt gleichgesetzt der Natur und diese als den Stoff mit seinen Ver 
änderungen, d. h. als mechanische Natur ohne alle immanente Zweck 
thätigkeit gefaßt. Dikäarch von Messana habe die Unsterblichkeit der 
Seele verneint und die letztere als die Harmonie der vier Elemente 
gefaßt. Der wichtige Name des Eudemus bleibt unerwähnt. Das 
Hauptthema der peripatetischen Schule war die Lehre von der Glück 
seligkeit als der Einheit von Vernunft und Neigung. ^ 
Mit Aristoteles endet die erste Periode der griechischen Philo 
sophie, deren erster Abschnitt von Thales bis Anaxagoras reichte, der 
zweite umfaßte die Sophisten, Sokrates und die sokratischen Schulen, 
der dritte Plato und Aristoteles. Die zweite Periode entspringt in 
Griechenland und geht von Athen nach Rom: es ist die griechisch- 
römische Philosophie. Die dritte und letzte Periode ist die alexan- 
drinische Philosophie. 
i Ebendas. S. 356-370. - 2 Ebendas. S. 370—373.
	        
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