Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

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Von Thales bis Anaxagoras. Von Anaxagoras bis Plato. 
i Ebendas. S. 359-375. 
Anaxagvras so gefaßt werden, daß sie qualitativ sind, wie die des 
Empedokles, und zahllos, wie die des Leucipp, aber sie sind nicht un- 
theilbar, sondern gleichtheilig nach dem aristotelischen Ausdruck (o[i.oto- 
[iepfj, 6[/.oiopipeiat). Darunter sind alle Körper zu verstehen, deren 
Theile mit dem Ganzen gleichartig sind, wie Metalle, Knochen. 
Fleisch u. s. f., also auch organische Substanzen, nur nicht organisirte 
Körper, denn diese haben verschiedenartige Organe und sind deshalb 
nach dem aristotelischen Terminus ungleichtheilig (avop.oiop.ep7i). In 
dem chaotischen Urzustände ist alles mit allem gemischt, daher sind 
hier in kleinsten Theilchen alle qualitativen Dinge vorhanden (/pisp-ara, 
ajre'pp.ara). 
Die Bewegung, welche die Vernunft in der chaotischen Masse 
verursacht, geht von einem Centralpunkte aus und greift in kreisenden 
Formen um sich, sie scheidet das Ungleichartige und vereinigt das 
Gleichartige; erst dadurch bilden sich die Elemente in ihrer sphärischen 
Bewegung und Lagerung: die beiden einander entgegengesetzten Gebiete 
des Weltalls, das obere, leichtere, dünne, Helle und das untere (cen 
trale), schwerere, dichte, dunkle. Die Gestirne sind Meteore, Sonne 
und Mond glühende Steinmassen, welche Lehre die Gestirne entgöttert 
und darum dem Anaxagoras die Anklage und Verurtheilung wegen 
Atheismus zugezogen hat. 
Indessen hat Anaxagoras die Aufgabe, welche ihm zu Theil ge 
worden war, nicht gelöst. Er sollte die Welt aus der Vernunft, d. h. 
aus dem Gedanken und dem Vernunftzweck erklären; in der That hat 
er alles auf dem gewohnten Wege durch die mechanische Bewegung 
der Stoffe wiederum zu erklären versucht; daher auch der platonische 
Sokrates im Phädon noch in seiner letzten Lebensstunde nicht genug 
zu sagen weiß, wie sehr ihn die Schrift des Anaxagoras enttäuscht habe? 
Die Bedeutung des Anaxagoras liegt in seinem Dualismus, 
womit er die Periode der griechischen Naturphilosophie überhaupt für 
immer beendet und die Aufgabe eröffnet hat, welche die attische Philo 
sophie lösen sollte. 
III. Von Anaxagoras bis Plato. 
1. Die Sophisten. 
Das Grundproblem der folgenden und aller folgenden Philo 
sophie heißt: was ist die weltbewegende und weltordnende
	        
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