Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die absolute Religion. 
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* Ebendas. S. 189-209. 
63* 
Der Geist ist für den Geist, der ihn anerkennt, erkennt und bezeugt. 
Die Religion der Wahrheit will durch die Erkenntniß Gottes und die 
Entwicklung der Gottesidee begründet und dargethan werden? 
2. Eintheilung. 
©ott ist Geist, er ist als solcher in der Religion der Wahrheit, 
offenbar und zwar völlig offenbar. Der Geist besteht im Denken, dieses 
im Erkennen und Wollen, beides in absoluter Reinheit. Als denkende 
Thätigkeit muß der Geist sich von sich selbst unterscheiden, das Andere 
seiner selbst setzen, aber nicht um in das losgelassene und wilde Anderssein 
zu gerathen, wie der indische Gott Siwa, sondern er muß aus dem 
Anderen zu sich zurückkehren, in dem Andern bei sich selbst sein und 
bleiben, wie das Denken, welches seinen Gegenstand erkennt und seinen 
Zweck ausführt. Dies sind die drei Momente, welche Gott in sich 
vereinigt, nicht in einem zeitlichen Verlauf, sondern von Ewigkeit her: 
darum ist Gott, wie es sein Wesen als Geist mit sich bringt, nicht 
der Eine, sondern der Dreieinige; darum hat Hegel, wie wir es 
in der wiederholtesten Weise kennen gelernt haben, das größte Gewicht 
auf die Idee der göttlichen Trinität gelegt, welche auch in den 
endlichen Religionen geahnt und angedeutet worden, wie z. B. in der 
indischen Trimurti, aber erst in der christlichen Religion zur völligen 
Erkenntniß und förmlichen dogmatischen Ausprägung gelangt ist. 
Was Gott von sich unterscheidet und als das Andere seiner setzt, 
ist die Welt (die Natur und der endliche Geist). Was er kraft seines 
Denkens setzt oder hervorbringt, ist die Schöpfung, daher ist die 
Schöpfung ewig, wie Gott selbst; Gott spielt nicht mit sich, daher ist 
das Andere in allem Ernste der Realität zu fassen: als die Welt 
in Raum und Zeit. Die christliche Religionslehre bezeichnet die 
Unterschiede oder Personen der göttlichen Dreieinigkeit als Vater, 
Sohn und heiliger Geist. Hegel braucht diese Ausdrücke, indem 
er das Verhältniß von Vater und Sohn als bildlich betrachtet. Da 
nun jeder dieser drei Begriffe ein Ganzes oder eine Totalität, d. h. 
eine Mannichfaltigkeit oder ein Reich von Bestimmungen ausniacht, so 
nennt Hegel diese Unterschiede „das Reich des Vaters, das Reich 
des Sohnes und das Reich des Geistes". Da der Unterschied 
zwischen Gott und Welt im Begriffe der Schöpfung liegt, so nennt 
Hegel das Reich des Vaters auch „Gott vor Erschaffung der Welt,
	        
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