Die absolute Religion. 995 * Ebendas. S. 189-209. 63* Der Geist ist für den Geist, der ihn anerkennt, erkennt und bezeugt. Die Religion der Wahrheit will durch die Erkenntniß Gottes und die Entwicklung der Gottesidee begründet und dargethan werden? 2. Eintheilung. ©ott ist Geist, er ist als solcher in der Religion der Wahrheit, offenbar und zwar völlig offenbar. Der Geist besteht im Denken, dieses im Erkennen und Wollen, beides in absoluter Reinheit. Als denkende Thätigkeit muß der Geist sich von sich selbst unterscheiden, das Andere seiner selbst setzen, aber nicht um in das losgelassene und wilde Anderssein zu gerathen, wie der indische Gott Siwa, sondern er muß aus dem Anderen zu sich zurückkehren, in dem Andern bei sich selbst sein und bleiben, wie das Denken, welches seinen Gegenstand erkennt und seinen Zweck ausführt. Dies sind die drei Momente, welche Gott in sich vereinigt, nicht in einem zeitlichen Verlauf, sondern von Ewigkeit her: darum ist Gott, wie es sein Wesen als Geist mit sich bringt, nicht der Eine, sondern der Dreieinige; darum hat Hegel, wie wir es in der wiederholtesten Weise kennen gelernt haben, das größte Gewicht auf die Idee der göttlichen Trinität gelegt, welche auch in den endlichen Religionen geahnt und angedeutet worden, wie z. B. in der indischen Trimurti, aber erst in der christlichen Religion zur völligen Erkenntniß und förmlichen dogmatischen Ausprägung gelangt ist. Was Gott von sich unterscheidet und als das Andere seiner setzt, ist die Welt (die Natur und der endliche Geist). Was er kraft seines Denkens setzt oder hervorbringt, ist die Schöpfung, daher ist die Schöpfung ewig, wie Gott selbst; Gott spielt nicht mit sich, daher ist das Andere in allem Ernste der Realität zu fassen: als die Welt in Raum und Zeit. Die christliche Religionslehre bezeichnet die Unterschiede oder Personen der göttlichen Dreieinigkeit als Vater, Sohn und heiliger Geist. Hegel braucht diese Ausdrücke, indem er das Verhältniß von Vater und Sohn als bildlich betrachtet. Da nun jeder dieser drei Begriffe ein Ganzes oder eine Totalität, d. h. eine Mannichfaltigkeit oder ein Reich von Bestimmungen ausniacht, so nennt Hegel diese Unterschiede „das Reich des Vaters, das Reich des Sohnes und das Reich des Geistes". Da der Unterschied zwischen Gott und Welt im Begriffe der Schöpfung liegt, so nennt Hegel das Reich des Vaters auch „Gott vor Erschaffung der Welt,