Volltext: An der blauen Donau

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werke des scheidenden Jahrhunderts. Sodann sah er 
scharf vom Fenster, hinter der Gardine schlau ver¬ 
borgen, auf die Gasse hinab und entdeckte meist mit 
innerer Genugthuung einige junge, leichtsinnige Beamte, 
denen die genaue Einhaltung der Amtsstunden ein 
Greuel war. Das Absitzen der vorgeschriebenen sechs 
Stunden aber gieng dem Herrn Rathe über alles. 
Nach sorgfältiger Durchsicht sämmtlicher Rubriken 
des Amtsblattes, seiner einzigen Geistesausfrischung, 
brachte ihm der Bureaudiener gegen neun Uhr als 
Gabelfrühstück den „Einlauf", worauf das „Prio- 
riereu" der Acten, die Aufsuchung eines passenden 
„Schimmels" und zum Schlüsse das nervöse Kratzen 
der Stahlfeder erfolgte. Wie aus einer wohl¬ 
geschmierten Maschine flogen die Erledigungen der 
eingelaufenen Acten aus der emsigen Hand. Und 
weil er den Begriff der Sonntagsruhe frech ver¬ 
leugnete, die Wohlthat eines Urlaubes nicht aner¬ 
kannte und selbst die Staubferien verfluchte, stand 
er bei seinen Vorgesetzten in hohem Ansehen. 
Weniger beliebt war er bei jenen Untergebenen, 
deren eiserner, verdauuugssreudiger Magen mit dem 
Vegetarianer-Adjutum jährlicher vierhundert Gulden 
österreichischer Währung durchaus nicht harmonierte. 
Unter ihnen bildete besonders der Conceptspraktikant
	        
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