Volltext: Album des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns

verständlichste und reinste, an der westlichen (bairischen)Gränze derrauheste, und 
an der nördlichen (böhmischen) Gränze die singende Mundart der Deutschböhmen. 
Im Allgemeinen ist der Dialekt des Landvolkes im Mühlkreise bis zu einem, für den 
fremden Deutschen kaum^erständlichen Grade korrumpirt. Was die Kleidertracht 
betrifft, so erscheinen die Männer im Mühlviertel mit Gupfhüten, seidenen oder kat- 
tunenen Halstüchern, Kattunleibeln (auch wohl von Tuch), Gürteln mit in Pfauen- 
federn ausgeilähten Namen und Jahrzahlen, kurzen, schwarzen Tuch- oder Leder- 
Hosen, blauen Strümpfen, und Bundschuhen oder Stiefeln. An Festtagen trägt der 
Landmann int oberen Mühlviertel einen niit Kattun gefütterten Tuchrock mit Hafteln. 
Die Tracht im untern Mühlviertel ist dieselbe, nur tragen die Manner breitkrämpige 
schwarze Hüte. Die Weiber tragen Kopftücher von Baumwolle, seidene oder bäum- 
wollene Halstücher, kurze Röckeln, meist von Kattun, mit Leinwand oder auch mit 
Taffet gefüttert, gehaftelte Leibeln, kurze Röcke von Schafwolle oder Kattun, blau- 
baumwollene oder weiße Strümpfe und Schuhe. Im Winter ziehen die Männer 
meist füchserne, die Weiber aber sogenannte Fingerfäustlinge an. Bis in unsere Zeit 
herab trugen die ältern Wald- und Gebirgsbewohner lange Bärte, welche aber jetzt 
schon sehr selten werden. Aufder 4. Tafel der Abbildungen dieses Heftes sind mehrere 
Landleute in ihren Trachten dargestellt. — Die Wohnhäuser der Landleute sind 
sehr einfach; in den nördlichen und westlichen Wald- und Gebirgsgegenden meist 
von Holz. 
Überblick der Geschichte. Die Ureinwohner des Mühlkreises waren 
Celten. Im VI. Jahrhundert vor der christlichen Aera breiteten sie sich in dem Hercy- 
nischen Walde bis an die Donau herab aus, welche die römische Reichsgränze bildete. 
Öfters machten diese Barbaren über den geftornen Strom Einfälle in das römische 
Gebieth, wurden in Folge derselben wiederholt von den Imperatoren bekriegt, bis end- 
lich indenStürmen der Völkerwanderung das römischeReichzerfiel.JmjetzigenMühl- 
viertel herrschten dann abwechselnd verschiedene barbarische Völker. Die erste Spur 
der Kultur treffen wir urkundlich unter Thassilo dem Agilolfinger. K a r l der Große 
beförderte diese Kultur. Er übergab diese Gauen dem Bisthume Pafsau. In den 
furchtbaren Streifzügen der Ungarn litt auch das Mühlviertel, bis Kaiser Otto sie 
auf dem Lechselde auf das Haupt schlug (955). Von nun an blühte das Land auf. 
Es erstanden Städte und Dörfer, und 1156 ward die österreichische Markgraffchast 
zu einem Herzogthume erhoben, und auch die Marchia Bavarica damit vereinigt. 
|| 1176 litt das Mühlviertel durch Einfälle derBöhmen. Der BifchofPeter von Passau 
|| verlieh fämintliche Passauerlehen an die Söhne Kaiser Rudolphs von Habsburg 
hj (1277). 1351 kam es zwischen dem fehdelustigen Adel an den Gränzmarken Öfter-
	        
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