Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

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Das Ende der 8. Armee. 
9. Landwehr-Brigade gingen in den folgenden Tagen teilweise unter Be- 
Nutzung der Bahn auf Riga zurück. 
18. Dezember. Unter diesen Umständen hatte das Generalkommando 60 am 18. De- 
zember den Abmarsch des Détachements Dorpat — Stäbe des General- 
kommandos'), der 17. Kavallerie-Brigade, Landwehr-Regiment 383, 3. und 
4./Dragoner-Regiments 17,Freiwilliger Artillerie-Zug und eine Reihe 
kleiner Formationen und Behörden — über Kawjeljecht—Fellin—Tigniz— 
Salisburg—Lemsal nach Riga angeordnet; bei dem Zustand, in dem sich 
auch diese Truppen infolge der bolschewistisch-spartakistischen Agitation und 
der Soldatenratswirtschaft befanden, ein nicht geringes Wagnis! Der 
vom Armee-Oberkommando angeregte Gedanke, die Truppen nach Reval 
und von dort über See in die Heimat zu führen, mußte wegen Transport- 
schwierigkeiten aufgegeben werden. 
Der Marsch gestaltete sich von Anfang an infolge des scharfen Frosts 
und des heftigen Schneetreibens sowie vor allem infolge der feindseligen 
Haltung der Esten sehr schwierig. Die Truppen erreichten indessen ohne 
20. vezember. besondere Zwischenfälle bis zum 20. Dezember Fellin, das sie von estnischen 
Truppen besetzt fanden. Diese knüpften Verhandlungen an, in denen sie 
gegen Abgabe der Waffen und Pferde Abtransport mit der Bahn nach 
Reval anboten, von wo dann der Weitertransport zur See erfolgen sollte. 
Die deutsche Führung, d. h. die Offiziere des Generalkommandos, an der 
Spitze Hauptmann Neumann, durchschaute aber die Absicht der Esten, die 
Deutschen einfach in ihre Gewalt zu bringen, zog die Verhandlungen in die 
Länge und setzte die Truppen unterdessen nach Halliste in Marsch. Der 
Plan gelang vollkommen. Die deutschen Kolonnen erreichten nach sehr be- 
21. vezember. schwerlichem Marsch in der Frühe des 21. Dezember Halliste und konnten 
dort den zur Erholung von Mann und Pferd dringend erforderlichen Ruhe- 
tag einlegen. 
Am 22. Dezember abends wurde nach weiteren vergeblichen VerHand- 
lungen mit den Esten trotz der ernsten Nachrichten über die Lage in 
Südostlivland der Marsch auf Tigniz fortgesetzt. Ein Versuch der Esten, 
die Kolonne dort durch mit der Bahn herangeführte Abteilungen abzu- 
schneiden, scheiterte an der festen Haltung der Truppen, insbesondere der 
beiden Schwadronen der 17. Dragoner. Nur eine Kompanie des Land- 
') Der Kommandierende General, Generalleutnant von Estorsi, fuhr an diesem Tage 
von Fellin im Kraftwagen über Wolmar — Wenden zur Übernahme des Oberbefehls über 
die 8. Armee' nach Riga. Der Chef war ebenfalls auf Veranlassung des Armee-Ober- 
Commandos vorausgefahren. Die Führung ging auf den ältesten Regimentsführer über, 
der aber gegenüber den vom Generalkommando zurückgebliebenen jüngeren Generalstabs- 
offizieren völlig in den Hintergrund trat.
	        
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