Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

einräumen würde, würde die Unzufriedenheit unserer auf den Abtransport 
wartenden Soldaten noch größer werden*)." 
Winnig hielt aus dieser Beurteilung der Lage heraus an der Notwendig- 
keit der Bildung eines eigenen Schutzes für die aus ihrer staatlichen 
Organisation herausgerissenen Länder fest und verhandelte in diesem Sinne 
mit den provisorischen Regierungen, war aber mit dem Ergebnis seiner 
Bemühungen wenig zufrieden. Die Landestruppen seien höchstens geeignet, 
die Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten, für den eigentlichen Grenz- 
schütz gegen Sowjetrußland kämen sie nicht in Betracht. Er wies auf die 
Schwierigkeiten der nationalgemischten Zusammensetzung hin und meinte 
abschließend, daß, selbst wenn wir unsere Tätigkeit in den baltischen Län- 
dern einfach mit dem Abtransport unserer Truppen für erledigt hielten, eine 
Nachhuttruppe von 25ООО Mann erforderlich sei, die zu kämpfen bereit sei, 
Er kam in diesem Zusammenhang auf seinen Vorschlag zurück, eine 
solche Truppe mit Feldartillerie zu bilden oder geschlossene Verbände junger 
Truppen nach dem Baltikum zu senden. 
Winnig nahm an, daß auch die Reichsregierung keine vollständige Lösung 
der Beziehungen zum Baltikum beabsichtige. Er ging davon aus, daß wir 
nicht nur die okkupierende, sondern auch die schützende Macht dieser Länder 
seien. „Wir haben die Pflicht, dafür zu sorgen, daß diese Länder, die 
wir aus einer, wenn auch primitiven Rechtsordnung herausgelöst haben, 
wenn wir sie verlassen, über eine neue staatliche Ordnung verfügen, die 
Leben und Eigentum der Staatsangehörigen schützen kann." 
Hierbei erschien ihm das Armee-Oberkommando wegen angeblich 
mangelnder Aktivität — die sich in Wirklichkeit aus einer abweichenden Be- 
urteilung der Lage ergab — als Hindernis. Er beantragte daher die Ab- 
lösung des Oberbefehlshabers und des Chefs, jedenfalls aber des letzteren. 
Die Reichsregierung entsprach dieser Anregung, ohne die betroffenen Per- 
14. Dezember, sönlichkeiten zu hören. Am 14. Dezember wurde General der Infanterie 
von Kathen durch Generalleutnant von Estorff, Major Frantz durch 
Oberstleutnant Bürckner ersetzt. Auch der Oberquartiermeister, Oberst- 
leutnant von Graberg, wurde abgelöst. Die Übergabe der Geschäfte erfolgte 
1?. Dezember, am 17. Dezember. Sowohl der Zentralsoldatenrat als auch die deutsche 
Presse von Riga gaben ihrem Bedauern über den Weggang der bisherigen 
Führer der deutschen Truppen im Baltikum Ausdruck und sprachen ihnen 
ihren Dank und ihre Anerkennung aus. 
') Tatsächlich ließ sich der Generalbevollmächtigte durch diese seine Ansicht nicht ab- 
halten, auch den Abtransport der baltischdeutschen Bevölkerung mit Nachdruck, ins« 
besondere durch Beschaffung von Schiffsraum, zu fördern. 
Das Ende der 8. Armee.
	        
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