Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

Schwierige Lag« der lettländische» Truppe». 
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Stellung zu bleiben. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß diese Ausstellung 
allein wegen ihrer Ausdehnung von rund 75 km Luftlinie gegen halbwegs 
ernsthafte Angriffe nicht zu halten war. Da ein solcher jedoch zunächst nicht 
erfolgte, konnten die erforderlichen Umgruppierungen am 24. und 25. Juni 
ohne weitere Schwierigkeiten durchgeführt werden. Später wurden bei 
Bahnhof und Gut Hinzenberg starke estnische Angriffe glatt abgewiesen. 
Es zeigte sich, daß die Angriffslust der Esten, die bei den Kämpfen um 
Wenden sehr starke Verluste erlitten hatten, gering war. Dafür machten 
sich aber auf lettländischer Seite durch Ermüdung bedingte Zersetzungs¬ 
erscheinungen bei verschiedenen weniger festgefügten Formationen geltend. 
Weigerungen, aus der Reserve vorzugehen, kamen vor, eine Kompanie 
mußte entwaffnet werden. 
Die Lage am 25. Juni. 
So war die Lage der lettländischen Streitmacht sehr schwierig geworden. 25. z»«. 
Der bisher unterbliebene Frontalangriff der Esten erfolgte im Laufe des 
Tages an der Petersburger Chauffee unter Verwendung von Panzerkraft- 
wagen. Es gelang jedoch am Abend Teilen des Badischen Sturmbataillons 
und des Freikorps Michael, dem Angreifer den erzielten Geländegewinn 
wieder abzunehmen. Im Laufe dieser Kämpfe wurde der Führer des 
Sturmbataillons, Major Böckelmann, durch Beinschuß verwundet. Er 
mußte den Befehl über seine Abteilung dem Oberleutnannt Henn über¬ 
geben. Außerdem war mit einem Angriff von der Seeseite zu rechnen. 
Die Engländer waren durchaus in der Lage, Teile ihrer estnischen Freunde 
an der Aa-Mündung zu landen oder gegenüber den schwachen, nach Düna¬ 
münde und Magnusholm vorgeschobenen Sicherungen die Einfahrt in die 
Düna zu erzwingen'). 
Im Rücken lag Riga, wo die Verhältnisse von Tag zu Tag 
schwieriger wurden und die lettisch-bolschewistischen Bevölkerungsteile in 
Verbindung mit lettischen Ersatzformationen jederzeit zum Aufstand bereit 
waren. Auch bei den Balten stieg die Erregung unter dem Eindruck der 
sich widersprechenden von der Front herüberdringenden Gerüchte auf das 
höchste. Der Übergang der nach Libau entsandten Ruffenabteilung Steven 
zur Entente, der in diesem Augenblick in Riga bekannt wurde, machte einen 
niederschmetternden Eindruck. Bezeichnend für die Zustände war, daß, als 
am 26. Juni ein Panzerwagen der Eisernen Division durch die Straßen der 26. 3««t. 
Stadt fuhr, er aus der lettischen Kaserne in der Alexauderftraße Gewehr» 
*) Die geplante Minensperre (S. 14) war wegen Materialmangel nicht zustande 
gekommen.
	        
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