Volltext: Die Rainer am Cimone

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Viele sind schon ein Opfer unserer Artillerie geworden. 
Eine Ortschaft, weit vor uns, lodert im Brand. Weißer Rauch 
steigt empor, legt sich wie ein Schleier über den tief 
dunklen Wald. 
Ununterbrochen donnern die Geschütze, knattern Ge 
wehre, rattern Maschinengewehre. Den Rahmen für dieses 
Bild gibt der langgestreckte, dunkle Gebirgskamm ab, 
dessen südöstlichster Pfeiler, der Mte. Summano, einen 
Haken bildet. Schroffe Felsabstürze begrenzen dort den 
Talkessel. 
Unser Marsch erfährt eine kurze Unterbrechung. Die 
Italiener haben bei ihrem Rückzug ein etwa 30 Meter langes 
Straßenstück abgesprengt. Absteigend überqueren wir die 
ins Flußbeet hineinragende Schutthalde. Kurz darauf zwingt 
uns wieder eine Straßensprengung zu Kletterübungen. 
Endlich erreichen wir die Stelle, wo die Straße, nach 
Osten abbiegend, den Blick auf die Ebene freigibt. 
Weithin glänzt das Band des Astico, bis es sich in 
nebelhafter Feme verliert. Links, auf einer kleinen Anhöhe, 
steht die Kirche von Arsiero mit dem Campanile. Male 
rische Häuser gruppieren sich am Hang. Dahinter breitet 
sich Arsiero aus, das Ziel unseres heutigen Ausfluges. 
Rechts unten an der Posina liegt die große Papier 
fabrik. Von den weitläufigen Fabrikanlagen stehen nur 
noch die verkohlten Mauern und der Fabrikschlot. Die 
nähere Besichtigung entrollt ein Bild der Verwüstung. 
Verbogene Eisentraversen, Trägerkonstruktionen, Trans 
missionsteile und angekohlteBalken liegen in wirrem Durch 
einander auf den Trümmern riesiger Papiermaschinen. Der 
Boden ist mit dem Schutt der Dachdeckung bedeckt. Es 
riecht brandig. 
Nun wollen wir unsere Mission erfüllen. Auf einem mit 
Steinmauern eingesäumten Gäßchen geht es wieder auf 
wärts. Jetzt erreichen wir die ersten Häuser längs der 
Straße, die nach Arsiero führt. Es ist nur ein kurzes Stück 
bis dahin. Durch ein Gewirr von Gassen und Gäßchen 
dringen wir endlich in eine Hauptstraße vor. Sie steht im 
heftigen Artilleriefeuer. Der Feind bekämpft eigene Ge 
schütze, die gedeckt hinter einer Häuserzeile eine Feuer 
stellung bezogen haben. Rechts und links von ihnen fahren 
die Granaten krachend in die Häuser. Die Straße ist be 
deckt mit zerbrochenen Dachziegeln, Steinen und Mauer 
werk. Nebenan hat ein Dach Feuer gefangen. Gelbe 
Rauchschwaden, die der Wind zu Boden drückt, nötigen 
uns, diesen Schauplatz zu verlassen. Die Leere der Gassen 
wirkt beängstigend. Laut hallt es von unseren Tritten. Nun 
glauben wir ein Haus gefunden zu haben, dessen Äußeres 
die Erfüllung unserer Wünsche verspricht. Auf einer Holz 
stiege steigen wir empor. Links steht eine Tür halb offen. 
Wir stehen sprachlos vor dem Vandalismus, der sich hier 
betätigt hat. Ein kleiner Berg von allen möglichen Ein 
richtungsgegenständen sperrt uns den Zugang zur Woh 
nung. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, liegt am 
Boden. Die Schranktüren sind eingeschlagen, die Schub 
laden sind ihres Inhalts beraubt. Man scheint nach wert 
volleren Dingen gesucht zu haben, denn das, was wir zu 
finden wünschen, liegt in Stapeln am Boden: Hemden, 
Handtücher und sonstige Wäschestücke aller Art. Auch 
Blick in ein ausgebranntes Objekt der Papierfabrik Rossi 
Ein durch feindliche Artilleriewirkung ausgelöster Brand 
vernichtete die Papierfabrik bei Arsiero.
	        
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