73 Viele sind schon ein Opfer unserer Artillerie geworden. Eine Ortschaft, weit vor uns, lodert im Brand. Weißer Rauch steigt empor, legt sich wie ein Schleier über den tief dunklen Wald. Ununterbrochen donnern die Geschütze, knattern Ge wehre, rattern Maschinengewehre. Den Rahmen für dieses Bild gibt der langgestreckte, dunkle Gebirgskamm ab, dessen südöstlichster Pfeiler, der Mte. Summano, einen Haken bildet. Schroffe Felsabstürze begrenzen dort den Talkessel. Unser Marsch erfährt eine kurze Unterbrechung. Die Italiener haben bei ihrem Rückzug ein etwa 30 Meter langes Straßenstück abgesprengt. Absteigend überqueren wir die ins Flußbeet hineinragende Schutthalde. Kurz darauf zwingt uns wieder eine Straßensprengung zu Kletterübungen. Endlich erreichen wir die Stelle, wo die Straße, nach Osten abbiegend, den Blick auf die Ebene freigibt. Weithin glänzt das Band des Astico, bis es sich in nebelhafter Feme verliert. Links, auf einer kleinen Anhöhe, steht die Kirche von Arsiero mit dem Campanile. Male rische Häuser gruppieren sich am Hang. Dahinter breitet sich Arsiero aus, das Ziel unseres heutigen Ausfluges. Rechts unten an der Posina liegt die große Papier fabrik. Von den weitläufigen Fabrikanlagen stehen nur noch die verkohlten Mauern und der Fabrikschlot. Die nähere Besichtigung entrollt ein Bild der Verwüstung. Verbogene Eisentraversen, Trägerkonstruktionen, Trans missionsteile und angekohlteBalken liegen in wirrem Durch einander auf den Trümmern riesiger Papiermaschinen. Der Boden ist mit dem Schutt der Dachdeckung bedeckt. Es riecht brandig. Nun wollen wir unsere Mission erfüllen. Auf einem mit Steinmauern eingesäumten Gäßchen geht es wieder auf wärts. Jetzt erreichen wir die ersten Häuser längs der Straße, die nach Arsiero führt. Es ist nur ein kurzes Stück bis dahin. Durch ein Gewirr von Gassen und Gäßchen dringen wir endlich in eine Hauptstraße vor. Sie steht im heftigen Artilleriefeuer. Der Feind bekämpft eigene Ge schütze, die gedeckt hinter einer Häuserzeile eine Feuer stellung bezogen haben. Rechts und links von ihnen fahren die Granaten krachend in die Häuser. Die Straße ist be deckt mit zerbrochenen Dachziegeln, Steinen und Mauer werk. Nebenan hat ein Dach Feuer gefangen. Gelbe Rauchschwaden, die der Wind zu Boden drückt, nötigen uns, diesen Schauplatz zu verlassen. Die Leere der Gassen wirkt beängstigend. Laut hallt es von unseren Tritten. Nun glauben wir ein Haus gefunden zu haben, dessen Äußeres die Erfüllung unserer Wünsche verspricht. Auf einer Holz stiege steigen wir empor. Links steht eine Tür halb offen. Wir stehen sprachlos vor dem Vandalismus, der sich hier betätigt hat. Ein kleiner Berg von allen möglichen Ein richtungsgegenständen sperrt uns den Zugang zur Woh nung. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, liegt am Boden. Die Schranktüren sind eingeschlagen, die Schub laden sind ihres Inhalts beraubt. Man scheint nach wert volleren Dingen gesucht zu haben, denn das, was wir zu finden wünschen, liegt in Stapeln am Boden: Hemden, Handtücher und sonstige Wäschestücke aller Art. Auch Blick in ein ausgebranntes Objekt der Papierfabrik Rossi Ein durch feindliche Artilleriewirkung ausgelöster Brand vernichtete die Papierfabrik bei Arsiero.