schützen, auf deren Schultern die Last der ersten Ab'
wehr ruhen wird. Freiwillige Schützen aus Kärnten,
Steiermark, Salzburg und Oberösterreich, ein paar Land¬
sturmbataillone und die Gendarmen und Finanzer der
Grenzgebiete, das ist mit den Standschützen und Werks¬
besatzungen zusammen alles, was das Fünfzig-Millionen-
Reich in diesen kritischen Maitagen des Jahres 1915
gegen Italien ins Feld zu stellen vermag.
Aber eines ist diesem Kern der Alpenfront-Truppen
zu eigen: Es sind durchwegs Deutsche, die hier zum
erstenmal im großen Völkerringen ihren Boden ver¬
teidigen! Mag ihre Bewaffnung kläglich sein, mögen sie
niemals bei Paraden geglänzt haben — das Auge zielt
anders, die Hand zittert nicht, wenn es um die Heimat
geht. Es bedarf nicht der Hinweise auf die große Ueber¬
lieferung aus früheren Kämpfen. Keine Ruhmredigkeit,
keine phantasievollen Aufrufe bringen hier die Geister
in jene Rotglut, in der man Völker leicht zu schmieden
vermag. Das Blut spricht. Und es spricht eine gewaltige
Sprache!
4.
Vierhundertfünfzig Kilometer lang war der Grenz¬
zug zwischen Ortler und dem Adriatischen Meere. Ihn
überall militärisch zu halten, erschien unmöglich. Man
mußte sich auf eine andere Linie einigen.
Die Hand Conrad von Hötzendorfs hat diese Ab¬
wehrfront lange Jahre vor dem Ernstfall gezeichnet. In
den Augen dieses großen Soldaten und Staatsmannes
bot das Bündnis mit Italien niemals Sicherheit. Es war
ihm allzu künstlich und papieren, zu sehr gegen die
Entwicklung Italiens gerichtet. Ein diplomatisches Kunst¬
stück vielleicht, oder eine Verlegenheit, auf keinen Fall
aber dem Volksempfinden entsprechend. Man mußte die
Tatsache „in der Schule lernen", mußte sich ihrer immer
erst entsinnen, wenn man an die geschichtliche Ent¬
wicklung Mitteleuropas dachte.
Die Wirklichkeit schritt hüben und drüben über
dieses Bündnis hinweg, ehe auch nur ein Schatten des
späteren Geschehens auftauchte. Als ein Ausdruck die¬
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